New York (BoerseGo.de) - Die von der US-Notenbank erwogene Annahme, wonach in den USA eine Vollbeschäftigung mit einer langfristigen Arbeitslosenrate von 5-5,3 Prozent einhergeht halten einige einflussreiche Volkswirte für falsch. So gehen gemäß einem Bericht von Bloomberg der Barclays-US-Chefökonom Dean Maki von Barclays Capital, der frühere Nobelpreisträger Edmund Phelps und der Bank of America-Merrill Lynch-Stratege Ethan Harris davon aus, dass aufgrund der schlimmsten Finanzkrise seit der Großen Depression die sogenannte natürliche Arbeitslosenrate zwischen 6,3 und 7,5 Prozent anzusehen ist.
Wenn nach Ansicht von Dean Maki die Federal Reserve keine Akzeptanz dafür ergehen lässt, dass in nachhaltiger Weise nicht mehr Amerikaner als üblich außerhalb des Arbeitsprozesses stehen dürfte diese die Inflation anheizen. Dies geschehe dadurch, dass der Leitzins zu lange auf dem Rekordtief von nahe Null belassen wird. Die Fed befinde sich bei einem Anstieg der natürlichen Rate auf einem sehr riskanten Kurs, zumal das aktuelle Null-Zinsniveau auf eine nicht zu verwirklichende Vollbeschäftigung ausgerichtet ist. Im übrigen werde die natürliche Arbeitslosenrate auf hohem Niveau verharren, da zwischen dem Niveau an verfügbaren Jobs und dem Potenzial zur Arbeitslosigkeit eine Diskrepanz besteht. Zudem würden sich Leute deren Hauswert unter den Hypothekenwert gesunken ist wegen einer Arbeit nur widerwillig zu einer Ortsveränderung bewegen lassen. Darüber hinaus gebe es die Wahrscheinlichkeit, dass aufgrund einer Ausweitung der Arbeitslosenzuwendungen einige Leute davor Abstand nehmen eine mit einem geringen Einkommen bezahlte Arbeit anzunehmen, da ein großer Teil ihres Einkommensverlusts aus diesen Zuwendungen ausgeglichen wird. Falls sich die natürliche Arbeitslosenrate historischen Niveaus annähert gebe es das Risiko, dass der Leitzins zu lange auf niedrigem Niveau verharrt und die Wirtschaft einer Überstimulierung entgegenläuft. Die Notenbanker dürften sich jedoch davor hüten ihre Prognosen zur Arbeitslosigkeit anzuheben, zumal es politisch unpopulär ist zu sagen, dass voraussichtlich künftig mehr Amerikaner außerhalb des Arbeitsprozesses stehen und in der Wirtschaft ein Ungleichgewicht herrscht. Die Gefahr einer von der Fed angestrebten Senkung der Arbeitslosigkeit unter die natürliche Rate veranschaulichte sich in den 70er-Jahren. Damals hielt die Notenbank den Leitzins wegen dem Ziel der Vollbeschäftigung auf niedrigem Niveau. Diese Strategie führte zu zweistelligen Inflationsraten. Darauf sahen sich die Verantwortungsträger Anfang der 80er-Jahre zur Anhebung des Leitzinssatzes bis auf eine Rate von 20 Prozent gezwungen, heißt es weiter von Maki.
Die Inhaber von US-Staatsanleihen haben nach Ansicht von Edmund Phelps Anlass zu Sorge, falls die natürliche Arbeitslosenrate bei 7 Prozent liegt. Dann bestehe die Gefahr, dass die Federal Reserve einen Grund zur Anhäufung von weiteren stimulierenden Maßnahmen erblickt. Ethan Harris sieht für die Notenbank noch reichlich Zeit, um deren Einschätzung vor einer wirtschaftlichen Überhitzung einer Umkehr zu unterziehen, zumal die derzeitige Preissteigerung keine Gefahr darstellt. Ein Anstieg der natürlichen Arbeitslosenrate ergebe sich unter anderem aus fehlgeleiteten wirtschaftlichen Ressourcen. So seien viele Leute in ihrer Beschäftigung vom Hausmarkt abhängig, obwohl sich dieser Sektor mit dem Platzen einer Blase konfrontiert sieht, heißt es weiter von Harris.