Cottbus (ots) - Einst hatte Bundeskanzler Gerhard Schröder klargestellt, dass seine SPD in der Regierung Koch sei und die Grünen nur der Kellner. Nun vertauschen sich scheinbar die Rollen. Die Umweltpartei erfreut sich einer schier ungebremsten Wählergunst. Im Bund kommt sie bereits auf 19Prozent. In Baden-Württemberg liegt sie nur noch fünf Prozentpunkte hinter der SPD und in Berlin mit den Genossen sogar gleichauf. Aus Rot-Grün mach Grün-Rot? Ganz so schnell schießen die Preußen nun auch wieder nicht. Die Stärke der Grünen ist zunächst einmal die Schwäche der Volksparteien. Die Union hat sich in der schwarz-gelben Regierungsehe kläglich blamiert. Der SPD wird noch nicht vorbehaltlos zugetraut, die Sache besser zu machen. Da erscheinen die Grünen als seriöse Alternative. Von der einstigen Bürgerschreckpartei hat sie sich längst zu einer gutbürgerlichen Partei gemausert. Und ein bisschen Öko ist doch auch fast jeder, weshalb den Grünen ein positives Image anhaftet. Würde man allerdings eine Umfrage starten, wofür die Grünen sonst noch stehen, ob sie in der Sozial- oder Wirtschaftspolitik praktikable Konzepte haben, dann wären die meisten wohl etwas ratlos. Die Grünen sollten ihren Höhenflug dann auch nicht überbewerten. Vor den vergangenen beiden Bundestagswahlen sah es für sie in allen Umfragen stets rosig aus. Doch am Ende zog man immer als kleinste Fraktion in den Berliner Reichstag ein. Stimmungen sind eben noch kein Stimmen. Ob es sich nur um eine Spekulationsblase handelt, dürften die Grünen spätestens im kommenden Jahr erfahren. Dann wird gleich in sechs Bundesländern neu gewählt.
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