(Neu: Analystenstimme von Independent Research)
FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Aktien von Versorgern haben sich am
Montag nach dem Durchbruch im Streit um längere Laufzeiten für
Atomkraftwerke an die Spitze des Dax gesetzt. Die Papiere von Eon
Sowohl die längeren Laufzeiten als auch die Befristung der neuen Steuer hätten sich positiv auf die Papiere ausgewirkt, sagte ein Börsianer. Nun aber stelle sich die Frage, ob die Laufzeitverlängerung auch vom Bundesrat genehmigt werde, in dem die schwarz-gelbe Koalition keine Mehrheit hat. Wirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) vertritt derweil die Auffassung, dass die von der Koalition beschlossene Verlängerung der Atomlaufzeiten nicht von der Länderkammer abgesegnet werden muss. "Das ist sehr sorgfältig geprüft worden, dass man sich auf sicherem Terrain bewegt", sagte er im ZDF-"Morgenmagazin".
GRUNDSÄTZLICH POSITIV ? UNSICHERHEITEN BLEIBEN
"Grundsätzlich ist das positiv zu bewerten", sagte Analyst Sven Diermeier von Independent Reserach mit Blick auf den Atom-Kompromiss. Dieser dürfte den Konzernen Milliarden an zusätzlichen Gewinnen bescheren. Allerdings würden diese Gewinne erst in der Zukunft zu Buche schlagen. Zudem sei unsicher, ob der Bundesrat zustimmen müsse und was im Falle eines Regierungswechsels passiere. "Insgesamt bin ich noch nicht so euphorisch wie manch anderer", sagte Diermeier.
Auch Analystin Tanja Markloff von der Commerzbank bleibt trotz der Laufzeitverlängerung skeptisch. Umweltschützer sowie Politiker von SPD und den Grünen hätten sich in einer ersten Reaktion negativ zu dem Kompromiss geäußert. Deshalb könne es sein, dass es zu einer Klage komme.
WESTLB LÄSST EON-TITEL AUF 'NEUTRAL'
Laut Theo Kitz, Analyst bei Merck Finck, bleiben die Atomkraftwerke in Folge des Kompromisses nun länger als von ihm gedacht am Netz. Er bewerte den Schritt daher in einer ersten Reaktion als positiv. Allerdings sehe auch er die Gefahr, dass der Bundesrat die Laufzeitverlängerung kippen könnte.
Die WestLB beließ die Einstufung für Eon auf "Neutral". Die finanziellen Belastungen für die Versorger seien einen Tick niedriger als bislang einkalkuliert, schrieb Analyst Peter Wirtz in einer Studie. Daher seien seine Ergebnisprognosen leicht gestiegen. Es blieben jedoch Unsicherheiten, etwa wie teuer eine Modernisierung der Anlagen nach der Änderung der Sicherheitsanforderungen werde. Die größte rechtliche Hürde sei es, die Pläne ohne die Zustimmung des Bundesrats umzusetzen.
Die Spitzen von Union und FDP hatte sich nach monatelangen Diskussionen am Sonntag auf längere Laufzeiten für die deutschen Atomkraftwerke verständigt. Der im Kanzleramt ausgehandelte Kompromiss sieht vor, dass jüngere Kernkraftwerke - vom Baujahr 1980 an - 14 Jahre länger am Netz bleiben als bisher geplant, ältere Meiler indes acht Jahre zusätzlich. Das bedeutet, dass die letzten Kernkraftwerke voraussichtlich erst im Jahr 2040 vom Netz gehen. Bisher gilt nach dem von Rot-Grün beschlossenen Atomausstieg eine Laufzeit von 32 Jahren. Danach wäre der letzte der 17 Atommeiler in Deutschland nach aktuellem Stand 2025 vom Netz gegangen. Die umstrittene neue Atomsteuer wird zudem auf sechs Jahre befristet und nur bis 2016 erhoben./chs/he
ISIN DE0007037129 DE000ENAG999
AXC0144 2010-09-06/16:30