DJ EU/Rehn fordert von China schnelle Wechselkursflexibilisierung
WASHINGTON (Dow Jones)--EU-Wirtschafts- und Währungskommissar Olli Rehn hat China am Samstag aufgefordert, schnell einen flexibleren Wechselkurs seiner Währung zuzulassen. "In der Zukunft sollten Risiken übermäßiger Volatilität und ungeordnete Wechselkursbewegungen angesichts ihrer schädlichen Auswirkungen für die wirtschaftliche und finanzielle Stabilität vermieden werden", sagte Rehn bei einer Sitzung des obersten Lenkungsgremiums des Internationalen Währungsfonds (IWF).
"In dieser Hinsicht werden die chinesischen Entscheidungsträger ermutigt, schnell einen flexibleren Wechselkurs für den Renminbi umzusetzen", erklärte Rehn laut seinem Redemanuskript für die Sitzung, die im Rahmen der Jahrestagung von IWF und Weltbank in Washington stattfand.
Viele Staaten sind besorgt, dass China mit dem Festhalten an einer unterbewerteten Währung die Exporte des Landes subventioniert. In den USA war zuletzt ein Gesetzentwurf verabschiedet worden, der Handelssanktionen für den Fall vorsieht, dass ein Land seine Währung manipuliert. Länder wie Japan, Korea und Singapur hatten ihrerseits erst jüngst am Devisenmarkt interveniert, um durch schwächere Währungen die Wettbewerbsfähigkeit ihrer Exportindustrien zu stärken.
Der Geschäftsführende IWF-Direktor Dominique Strauss-Kahn hatte in Washington die Länder weltweit vor dem Einsatz von Währungen als "Waffe" zur Stützung ihrer Exporte gewarnt, da sonst eine "Katastrophe" drohe. Zuvor hatte Strauss-Kahn wie auch andere von einem "Währungskrieg" gesprochen, diesen Begriff aber später als "vielleicht zu militärisch" zurückgenommen. Der stellvertretende chinesische Zentralbankgouverneur Yi Gang hatte in Washington beteuert, China wolle einen solchen "Währungskrieg" auf jeden Fall vermeiden und arbeite "hart dagegen".
Rehn hob in seiner Rede zudem die Notwendigkeit einer anhaltenden globalen Koordination hervor, um Finanzinstitute besser zu regulieren. "Es ist entscheidend, dass wir Banken und andere Finanzintermediäre in die Verantwortung nehmen, künftige Risiken für die Steuerzahler minimieren und die angemessenen Instrumente entwickeln, um mit systemischen Risiken (...) umzugehen", erklärte der EU-Kommissar.
Der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Jean-Claude Trichet, mahnte in Washington ebenfalls eine bessere Finanzaufsicht und stärkere Koordination makroökonomischer Politiken an, damit sich die Steuerzahler nicht noch einmal enormen Finanzierungskosten im Fall einer erneuten Krise gegenübersähen. "Wir können es nicht akzeptieren, erneut solche außergewöhnlichen Maßnahmen zu ergreifen", sagte er. Die weltweiten Kosten zur Rettung des Bankensystems nach der Krise im Jahr 2008 hätten in den USA wie in Europa rund 25% bis 27% des Bruttoinlandsproduktes (BIP) betragen. "Ich zweifele die Fähigkeit unserer Demokratien an, erneut 27% auf den Tisch zu legen", betonte Trichet.
-Von Andreas Kißler, Dow Jones Newswires, +49 (0)30 - 2888 4118, andreas.kissler@dowjones.com
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October 09, 2010 12:15 ET (16:15 GMT)
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