Die Fusion von Porsche
Der Vorstand der Porsche SE selbst geht derzeit allerdings trotz der juristischen Probleme weiter davon aus, dass eine Verschmelzung - gegebenenfalls auch noch nach 2011 - gelingen kann. Mit dem Abschluss der Ermittlungsverfahren gegen die früheren Porsche-Vorstände sei frühestens zu Beginn des Jahres 2012 zur rechnen. Der Ausgang der Verfahren habe Bedeutung für die zum Zwecke der Verschmelzung der Porsche SE auf die Volkswagen AG vorzunehmenden Bewertung möglicher Schadensersatzansprüche wegen angeblicher Marktmanipulation. "Die in der Grundlagenvereinbarung vorgesehenen rechtlichen und steuerlichen Prüfungen der Verschmelzung der Porsche SE auf die Volkswagen AG werden sich dadurch voraussichtlich verzögern."
BERICHTE ÜBER VERFAHREN GEGEN WIEDEKING
Damit verringere sich aus Sicht des Porsche Vorstands auch die Wahrscheinlichkeit, dass die Verschmelzung noch im Zeitplan der Grundlagenvereinbarung gelingen wird, das heißt die erforderlichen Hauptversammlungsbeschlüsse zur Verschmelzung noch in 2011 gefasst werden, von bisher 70 Prozent auf 50 Prozent. Dies habe entsprechende Auswirkungen auf die Bewertung der Put- und Call-Optionen der Porsche SE beziehungsweise der Volkswagen AG in Bezug auf die (über einen Treuhänder) gehaltene mittelbare 50,1%-Beteiligung der Porsche SE an der Porsche AG im Konzernabschluss der Porsche SE. Details dazu nannte Porsche nicht.
Zuvor hatten die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (FAZ) und die "Süddeutsche Zeitung" (SZ) berichtet, dass schwere Vorwürfe gegen den früheren Porschechef Wendelin Wiedeking fallen gelassen wurden Gleichzeitig werde aber wegen des "Anfangsverdachts" der Untreue ein neues Ermittlungsverfahren gegen Wiedeking eingeleitet. Das Verfahren soll den Berichten zufolge sich auch gegen Holger Härter richten, den früheren Finanzchef des Sportwagen-Herstellers. Das Führungsduo soll bei den riskanten Aktiengeschäften in Milliardenhöhe Vermögen des Sportwagen-Konzerns auf unlautere Weise gefährdet haben.
VW-PLÄNE SOLLTEN SICH NICHT ÄNDERN
Die seit Septemer 2007 anhaltende Übernahmeschlacht zwischen Porsche und Volkswagen ist eine der spannendsten Wirtschaftsgeschichten Deutschlands überhaupt. Lange Zeit sah der deutlich kleinere Sportwagenbauer Porsche wie der sichere Sieger aus. Wiedeing und Härter gelang es über waghalsige Finanzkonstruktionen, Porsche 2008 den den Zugriff auf gut 74 Prozent der VW-Stammaktien zu sichern und lösten damit Kurskapriolen bei den VW-Aktien aus. Doch in der Wirtschaftskrise platzte die Finanzierung des Konstrukts und damit die Träume Wiedekings. Er und sein Finanzvorstand mussten den Platz räumen und Volkswagen war am Drücker. Die Wolfsburger sicherten sich 49,9 Prozent an der Porsche AG, innerhalb derer Sportwagen hergestellt werden.
Zudem einigte sich Volkswagen mit der Porsche SE auf die Schaffung eines integrierten Autombilkonzerns unter der Führung der Wolfsburger. VW-Chef Martin Winterkorn will Porsche als zehnte Marke in den Konzern integrieren und sieht dies als einen Baustein auf dem Weg, den weltgrößten Autokonzern schaffen zu wollen. An diesen Plänen dürfte sich ungeachtet der aktuellen juristischen Probleme nichts ändern, da die Wolfsburger im Falle einer gescheiterten Verschmelzung der Porsche SE auf die Volkswagen AG die restlichen Anteile an der Porsche AG immer noch direkt erwerben könnte. Fraglich ist dann, was aus der Holding Porsche SE, die vor allem den Familien Porsche und Piech gehört, wird./zb
ISIN DE000PAH0038 DE0007664005 DE0007664039
AXC0312 2011-02-23/23:58