DJ UPDATE2: RWE rechnet mit Halbierung des Gewinns bis 2013
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Von Martin Rapp DOW JONES NEWSWIRESESSEN (Dow Jones)--Der Energiekonzern RWE stellt sich nach einem erneuten Rekordjahr auf einen drastischen Gewinnrückgang ein. Brennelementesteuer, stagnierende Strompreise und die Vollauktionierung der Emissionzertifikate schlagen ins Kontor. Bis 2013 könnte sich der für die Dividendenberechnung maßgebliche bereinigte Nettogewinn halbieren, wie der DAX-Konzern am Donnerstag mitteilte. RWE investiert weniger, spart mehr und will durch Teilverkäufe die Schulden abbauen.
Rund 2 Mrd EUR werde das um Einmaleffekte wie etwa die Wertveränderung von Termingeschäften bereinigte Nettoergebnis im Jahr 2013 betragen, kündigte RWE an. Im vergangenen Jahr, als der DAX-Konzern von einem höheren Strom- und Gasabsatz profitierte, wurde ein Wert von 3,75 Mrd EUR erreicht. In zwei Jahren müssen die Stromerzeuger für den kompletten Kohlendioxid-Ausstoß Zertifikate kaufen, während sie bislang den Großteil noch kostenlos zugeteilt bekommen.
Doch auch vorher rechnet RWE mit Belastungen. In Deutschland wird nach der Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke der Verbrauch von nuklearen Brennelementen besteuert, was den Konzern nach eigenen Angaben bis zu 700 Mio EUR kostet. Dazu stagnieren seit der Wirtschaftskrise die Preise im Stromgroßhandel. Im Gasgeschäft ist RWE wie die Konkurrenz mit dem Problem konfrontiert, dass sich der langfristig vereinbarte Bezug am hohen Ölpreis orientiert, während die Kunden die niedrigeren Börsenpreise verlangen.
Bereits für 2011 rechnet der Konzern deshalb mit einem Rückgang des Betriebsergebnisses um rund 20% gegenüber den 2010 erreichten 7,7 Mrd EUR. Das nachhaltige Nettoergebnis, von dem RWE gewöhnlich 50% bis 60% an die Aktionäre ausschüttet, wird um rund 30% zurückgehen.
Die ersten Marktreaktionen zeugen von Enttäuschung. Vorbörslich verliert die Aktie 4% an Wert. Analysten hatten im Vorfeld zwar mit Gewinnrückgängen gerechnet, aber mehrheitlich waren ihre Schätzungen milder. Dazu kommt, dass viele der professionellen Beobachter eine Mindestdividende erwartet hatten, wie es der Wettbewerber E.ON, der mit ähnlichen Problemen kämpft, im November vorgemacht hatte.
Für 2010 sollen die Anteilseigner wie im Vorjahr 3,50 EUR je Aktie erhalten. RWE profitierte von steigendem Strom- und Gasabsatz, der den Umsatz um fast 12% auf 53,3 Mrd EUR trieb. Die Zahl der deutschen Stromkunden verringerte sich dabei um knapp 150.000 auf 6,7 Millionen, wobei der Zuwachs beim Billigstromanbieter eprimo gut 100.000 auf 736.000 betrug. Im Gasgeschäft erhöhte sich die Kundenzahl leicht auf 1,1 Millionen.
Der Konzern reagiert wie die Konkurrenten E.ON und EnBW mit Sparmaßnahmen. In den kommenden drei Jahren sollen nun nur noch 18 Mrd EUR investiert werden, was eine Kürzung um 3 Mrd EUR zu den ursprünglichen Plänen bedeutet. Der Bereich erneuerbarer Energien und das Öl- und Gasfördergeschäft der Tochter Dea blieben aber Wachstumsfelder, hieß es. Die Ausgaben hier sollen nicht wesentlich reduziert werden. RWE will zudem das konzernweite Sparprogramm ausweiten. Bis Ende 2012 sollen die Einsparungen nun 200 Mio mehr und damit 1,4 Mrd EUR gegenüber 2006 betragen.
Im abgelaufenen Jahr erhöhte sich die Nettoverschuldung des Konzerns um über 3 Mrd auf knapp 29 Mrd EUR. Den bei sinkenden Ergebnissen steigenden Verschuldungsfaktor will RWE nach eigener Angabe durch Verkäufe von Beteiligungen und Unternehmensteilen zurückführen. Bis 2013 sollen so bis zu 8 Mrd EUR eingenommen werden.
Nähere Angaben zu den Plänen machte RWE nicht. Bislang ist nur bekannt, dass ein Teilverkauf der deutschen Höchstspannungsnetze geprüft wird. Auch die Verkäufe werden die Gewinne schmälern. Der nachhaltige Nettogewinn werde deshalb 2013 um ca 0,3 Mrd EUR niedriger sein, hieß es. Die anderen 1,5 Mrd EUR, die den Gewinn auf 2 Mrd EUR drücken werden, stammen aus dem "widrigen Marktumfeld".
Webseite: www.rwe.com -Von Martin Rapp, Dow Jones Newswires; +49 (0) 211 13 87 214; martin.rapp@dowjones.com DJG/mmr/brb(END) Dow Jones Newswires
February 24, 2011 02:58 ET (07:58 GMT)
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