Bundeskanzlerin Angela Merkel nahm am Samstag nach einer Lagebesprechung mit dem Außenminister, dem Umweltminister, dem Innenminister und dem Chef des Bundeskanzleramtes in Berlin zum Atomunglück in Japan Stellung. dpa domumentiert die Rede in Auszügen:
"Wir sehen mit Schrecken, wie ein Erbeben, wie ein Tsunami, wie zwei Urgewalten der Natur eines der höchstentwickelten Länder in die Katastrophe führt. Ja und wir sehen auch, dass wir an dieser Stelle ein Stück Demut und Ehrfurcht vor der Natur haben müssen. (...)
Das ist eine außergewöhnlich ernste Situation. Und man kann jetzt schon sagen, da haben zwei Faktoren zusammengewirkt. Eines der stärksten je gemessenen Erdbeben und eine gewaltige Flutwelle. Wir sind vor allem im Kontakt mit der IAEO (Internationalen Atomenergie-Behörde) in Wien, die ja die entsprechenden Informationen auch sammelt, und man muss zu dieser Stunde sagen, ein klares Bild der Lage ergibt sich noch nicht. (...)
Ich verstehe jeden natürlich, der sich angesichts dieses Unglückes auch bei uns Zuhause in Deutschland Sorgen macht. Der fragt, kommt so etwas auch auf uns zu, was bedeutet diese Katastrophe für Europa, was bedeutet sie vielleicht für Deutschland. (...) Ich darf ihnen sagen, es ist nach menschlichem Ermessen nicht vorstellbar, dass Deutschland von den Auswirkungen des Unglücks in Japan betroffen sein könnte. Wir sind zu weit davon entfernt. Aber ich will dennoch sagen: Natürlich ist uns Japan nahe.
Und ich verstehe deshalb auch jeden, der sich Sorgen macht, ob eines unser hiesigen Kernkraftwerke unter bestimmten Umständen ebenso in Gefahr geraten könnte. Wir wissen, wie sicher unsere Kraftwerke sind. Wir wissen, dass wir weder von derart schweren Erdbeben noch von derart gewaltigen Flutwellen bedroht sind. Und trotzdem: Das, was wir aus den Abläufen in Japan lernen können, das werden wir lernen, und deshalb werden wir auch in den nächsten Tagen und Wochen genau verfolgen, was die Analysen in Japan ergeben.
Denn auch wenn die Berichte über die nuklearen Folgen in Japan noch widersprüchlich sind, so ist doch heute abend eines unbestritten: Die Geschehnisse in Japan, sie sind ein Einschnitt für die Welt. Denn viele Menschen sagen, und ich sage das auch: Wenn schon in einem Land wie Japan mit sehr hohen Sicherheitsanforderungen und hohen Sicherheitsstandards nukleare Folgen eines Erdbebens und einer Flutwelle augenscheinlich nicht verhindert werden können, dann kann die ganze Welt, dann kann auch Europa, dann kann auch ein Land wie Deutschland mit ebenfalls hohen Sicherheitsanforderungen und Sicherheitsstandards nicht einfach zur Tagesordnung übergehen.
Jeder weiß (...), dass ich die friedliche Nutzung der Kernenergie - als Brückentechnologie zumal - für verantwortbar und für vertretbar halte. Bei dieser Haltung ist aber die Sicherheit der Kernkraftwerke und damit der Schutz der Menschen immer oberstes Gebot. Bei der Frage der Sicherheit darf und kann es keine Kompromisse geben. Das war so das ist so und das wird auch so bleiben. (...)
Und deshalb haben wir (...) veranlasst (...), dass erstens die für Sicherheit zuständigen Minister aus den Bundesländern, in denen es Kernkraftwerke gibt, vom Bundesumweltministerium eingeladen werden und darüber gesprochen wird, wie die Lage eingeschätzt wird, und auch noch einmal darauf hingewiesen wird, dass alles, was Sicherheitsanforderungen anbelangt, noch einmal besonders zu überprüfen ist.
Dass wir zweitens den Kontakt nach Europa suchen, das heißt mit dem Energiekommissar Oettinger, und dass wir auch sehr begrüßen (...), dass zu einem Sondergipfel eingeladen wird der für Sicherheit zuständigen Ministerien. (...)
Und es wird sicherlich in der nächsten Woche auch im Parlament natürlich dazu eine Debatte geben. Ich behalte mir auch vor, dass wir auch natürlich uns weiter absprechen werden. Und ich möchte mich ganz herzlich beim Krisenstab des Auswärtigen Amtes bedanken, der in ganz klarer Weise die Dinge in die Hand genommen hat."/cm/hn/DP/zb
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