Die Deutsche Börse
Das Gremium stellte sich ohne Einschränkungen hinter die vereinbarte Fusion mit den Frankfurtern. "Wir sind überzeugt davon, dass unsere Aktionäre durch den Zusammenschluss mit der Deutschen Börse am meisten gewinnen", sagte Verwaltungsrats-Chef Jan-Michiel Hessels. "Das gemeinsame Unternehmen ist finanziell stark, hat ein Weltklasse-Management und eine funktionierende Strategie."
AKTIONÄRE HABEN DAS LETZTE WORT
Die Deutsche Börse begrüßte die Entscheidung. Die Planungen für die Verschmelzung machten "große Fortschritte", teilte das Unternehmen am Abend in Frankfurt mit. "Damit liegen Deutsche Börse und NYSE Euronext weiterhin voll im Zeitplan, um die Transaktion bis Ende 2011 abzuschließen."
Deutsche Börse und NYSE Euronext hatten sich Mitte Februar nach mehreren Anläufen und harten Verhandlungen zur Fusion durchgerungen. Doch das letzte Wort haben nicht die Chefetagen, sondern die Aktionäre. Und die wollen vor allem ihr Geld mehren. Es kann also jederzeit ein Störenfried auftauchen und ein besseres Angebot vorlegen.
Am 1. April war genau dies passiert: Die deutlich kleinere Nasdaq OMX kündigte an, eine Offerte für die traditionsreiche NYSE Euronext vorzulegen. Doch das schafft sie nicht alleine, weshalb sie sich mit der Rohstoffbörse IntercontinentalExchange (ICE) verbündet hat. Nach eigenen Angaben will das Duo die Deutschen um 20 Prozent überbieten.
Die Beute wollen die beiden Partner nach erfolgter Übernahme untereinander aufteilen. Die Nasdaq ist dabei vor allem am klassischen Aktienhandel interessiert. Die Zerschlagung der NYSE Euronext wäre ein Fehler, warnte Verwaltungsrats-Chef Hessels. Fähige Leute würden dadurch vergrault und das Geschäft behindert.
SPEKULATIONEN ÜBER EIN HÖHERES GEBOT DER DEUTSCHEN
Der Börsenwert der NYSE liegt derzeit bei mehr als 10 Milliarden Dollar (7 Mrd Euro), die Nasdaq kommt auf gerade mal die Hälfte. Angesichts dieses Ungleichgewichts war zwischenzeitlich spekuliert worden, die NYSE könnte den Spieß umdrehen und ihrerseits die unbequem gewordene Nasdaq schlucken. Damit wäre aber auch der Zusammenschluss mit den Deutschen geplatzt. Die NYSE dementierte jedoch bereits entsprechende Pläne.
Auch gibt es immer wieder Spekulationen darüber, die Deutsche Börse könnte ihr Angebot aufstocken, um die Fusion mit der NYSE Euronext zu sichern. Der Frankfurter Betriebsrat warnte den Vorstand bereits vor einem Alleingang. Der Betriebsratsvorsitzende Johannes Witt fürchtet, dass Arbeitsplätze verlorengehen.
Die Aktionäre der gewichtigeren Deutschen Börse bekommen den Plänen zufolge 60 Prozent am neuen gemeinsamen Unternehmen. Der Chefposten geht indes nach New York. Beiderseits des Atlantiks gibt es wegen der Machtverteilung erhebliche Widerstände. Jede Seite fürchtet, am Ende von der jeweils anderen übervorteilt zu werden./das/DP/zb
ISIN US6294911010 US6311031081 DE0005810055
AXC0076 2011-04-10/22:24