US-Schuldenstreit - Verschobenes Drama
Die zerstrittenen politischen Lager in den USA haben die Welt mit ihrem mitunter hanebüchenen Streit um die Neuverschuldung des Landes so auf Trab gehalten, dass nun selbst die Aussicht auf einen wenig überraschenden Kompromiss fasziniert aufgenommen wird. Kaum auszumalen, was sonst passiert wäre. Ein Kompromiss ist der letzte Ausweg, wenn das große Amerika nicht am Dienstag zum ersten Mal in die Staatspleite schlittern soll.
Oder, etwas kurzfristiger gedacht, die nötige Portion Valium für die asiatischen Märkte, die in die Woche starten, während in den USA noch heiß debattiert wird.
Die Details dieser Übereinkunft wurden gestern nur portionsweise und über den Tag verteilt bekannt. Und sie sind auf ernüchternde Weise unspektakulär. Die ,,dramatischen Fortschritte", von denen Mitch McConnell sprach, der Fraktionsführer der Republikaner im Senat, sind nur dramatisch gemessen an der Inszenierung des Zanks, der veranstaltet wurde.
Bleibt es bei der sich jetzt abzeichnenden Lösung des Konflikts, haben Republikaner und Demokraten einen Kompromiss gefunden, der so wenig originell ist, dass man darauf auch vor drei Wochen hätte kommen können. Es drängt sich der Verdacht auf, dass keine der beiden Seiten wesentliche inhaltliche Fortschritte gemacht hat. Das Einzige, was die Opponenten bewegte, den Streit beizulegen, war offenbar der Zeitdruck: weder Einsicht noch Weitsicht, sondern schlicht die drohende Deadline vom Dienstag.
Natürlich wäre alles andere verheerend. Gut also, dass Amerika Zahlungsunfähigkeit und den Verlust des ,,AAA"-Topratings allem Anschein nach verhindern kann. Doch bleibt der Grundkonflikt bestehen und wird die USA wieder heimsuchen, wenn die Aussichten auf eine grundlegende Einigung noch weniger wahrscheinlich sind: im Wahlkampf.
Die ausstehenden Kürzungen öffentlicher Ausgaben werden über die kommenden Monate verhandelt werden, und US-Präsident Barack Obama wird sich winden müssen, weil er zwar den zu seiner Klientel zählenden sozial Schwachen helfen will, ihre Zuwendungen aber kürzen muss. Und auf republikanischer Seite lässt sich trotz des Kompromisses nicht absehen, dass die Führung sich emanzipieren konnte von jener Gruppe, die die USA am liebsten wieder in eine Westernstadt verwandeln würde. (END) Dow Jones NewswiresJuly 31, 2011 15:29 ET (19:29 GMT)
Die zerstrittenen politischen Lager in den USA haben die Welt mit ihrem mitunter hanebüchenen Streit um die Neuverschuldung des Landes so auf Trab gehalten, dass nun selbst die Aussicht auf einen wenig überraschenden Kompromiss fasziniert aufgenommen wird. Kaum auszumalen, was sonst passiert wäre. Ein Kompromiss ist der letzte Ausweg, wenn das große Amerika nicht am Dienstag zum ersten Mal in die Staatspleite schlittern soll.
Oder, etwas kurzfristiger gedacht, die nötige Portion Valium für die asiatischen Märkte, die in die Woche starten, während in den USA noch heiß debattiert wird.
Die Details dieser Übereinkunft wurden gestern nur portionsweise und über den Tag verteilt bekannt. Und sie sind auf ernüchternde Weise unspektakulär. Die ,,dramatischen Fortschritte", von denen Mitch McConnell sprach, der Fraktionsführer der Republikaner im Senat, sind nur dramatisch gemessen an der Inszenierung des Zanks, der veranstaltet wurde.
Bleibt es bei der sich jetzt abzeichnenden Lösung des Konflikts, haben Republikaner und Demokraten einen Kompromiss gefunden, der so wenig originell ist, dass man darauf auch vor drei Wochen hätte kommen können. Es drängt sich der Verdacht auf, dass keine der beiden Seiten wesentliche inhaltliche Fortschritte gemacht hat. Das Einzige, was die Opponenten bewegte, den Streit beizulegen, war offenbar der Zeitdruck: weder Einsicht noch Weitsicht, sondern schlicht die drohende Deadline vom Dienstag.
Natürlich wäre alles andere verheerend. Gut also, dass Amerika Zahlungsunfähigkeit und den Verlust des ,,AAA"-Topratings allem Anschein nach verhindern kann. Doch bleibt der Grundkonflikt bestehen und wird die USA wieder heimsuchen, wenn die Aussichten auf eine grundlegende Einigung noch weniger wahrscheinlich sind: im Wahlkampf.
Die ausstehenden Kürzungen öffentlicher Ausgaben werden über die kommenden Monate verhandelt werden, und US-Präsident Barack Obama wird sich winden müssen, weil er zwar den zu seiner Klientel zählenden sozial Schwachen helfen will, ihre Zuwendungen aber kürzen muss. Und auf republikanischer Seite lässt sich trotz des Kompromisses nicht absehen, dass die Führung sich emanzipieren konnte von jener Gruppe, die die USA am liebsten wieder in eine Westernstadt verwandeln würde. (END) Dow Jones NewswiresJuly 31, 2011 15:29 ET (19:29 GMT)