Seit der Affäre um Ex-Bundespräsident Christian Wulff sind die großen Konzerne beim politischen Sponsoring vorsichtiger. Wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur dpa bei Großunternehmen ergab, ziehen einige bereits Konsequenzen. Weil genauer hingeschaut wird, wer Partys, Sommerfeste und Parteitage mitfinanziert, werden die Engagements noch sorgfältiger geprüft. Ein kompletter Rückzug kommt aber nur für wenige Unternehmen infrage.
Anders beim Großsponsor Deutsche Bahn. So verkündete Vorstandschef Rüdiger Grube erst kürzlich: "Wir beteiligen uns an all den Veranstaltungen und Arten von politischen Sponsorship nicht mehr. Wir werden aussteigen." Die Konzernspitze habe einen entsprechenden Führungsbeschluss befasst. Die bundeseigene Bahn hatte beispielsweise auch den umstrittenen Nord-Süd-Dialog in Hannover unterstützt.
Auch Audi
Weiterhin stelle Audi Ministerien und Behörden gegen Bezahlung Fahrzeuge für ihre Fuhrparks und Fahrbereitschaften zur Verfügung. "Transparenz und Angemessenheit sind für uns die oberste Richtschnur", sagte der Sprecher. Für Einladungen an Politiker und Amtsträger gebe es deshalb genaue Richtlinien. Kein Problem sieht Audi darin, Autos für das Davoser Weltwirtschaftsforum bereitzustellen, weil sich dort Politiker und Experten aus der ganzen Welt zum Dialog träfen.
Die Deutsche Telekom
Daran denkt die Deutsche Post
Telekom-Konkurrent Vodafone
Der Siemens
Die großen Energiekonzerne wollen dagegen am politischen
Sponsoring festhalten. Ein EnBW
Der Energieriese Eon
Der Daimler
Eine Sprecherin ergänzte, dass auch bei der Rabattpraxis für Journalisten keine Anpassungen geplant seien. Medienschaffende mit einem Presseausweis erhalten bei Daimler beispielsweise 15 Prozent auf den Listenpreis eines Autos. Journalistenrabatte dieser Art gewähren andere große Autobauer auch. Die Deutsche Bahn dagegen schafft den 50-prozentigen Rabatt für Journalisten beim Kauf einer Bahncard 50 ab.
BMW prüfe jedes Sponsoring, ob es dem Unternehmen nützt und ob
es die Compliance-Regeln erfüllt. Daran habe sich vor dem
Hintergrund der aktuellen Diskussionen nichts geändert, hieß es aus
München. BMW zählt wie der Industriegasekonzern Linde
Der Versandkonzern Otto Group erklärte, er unterstütze als einzige Veranstaltung das Sommerfest des Bundespräsidenten, und das nur einmal während der Amtsperiode. "Wir sind der Meinung, dass es solche Veranstaltungen geben sollte und präsentieren uns dort als sozial orientiertes Unternehmen", sagte Otto-Sprecher Thomas Voigt. Die Unternehmen könnten dort nicht ihre Produkte vorstellen, sondern soziale und ähnliche Projekte.
Organisationen, wie Transparency International Deutschland, sind anderer Meinung. Sie fordern weitergehende Regelungen bis hin zum Verbot des Sponsorings von Bundespräsidialamt, Bundesregierung und Landesregierungen. Dazu gehöre aber auch das Eingeständnis, dass "ein reiches Land wie Deutschland sich gelegentlich Veranstaltungen und Feste leisten können muss, wie zum Beispiel das Sommerfest des Bundespräsidenten."/bbi/DP/she
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