Karlsruhe (ots) - Im Euro verbleiben, also kassieren ohne zu sparen, bleibt Utopie. Das hat der Euroclub auch am Wochenende wieder klargestellt. Sollte Griechenland die Geberländer weiter mit einer möglichen Ansteckungsgefahr erpressen wollen, verkalkuliert es sich. Experten haben längst damit begonnen, den Fall der Fälle, also die Folgen eines griechischen Staatsbankrotts, mit spitzem Stift durchzurechnen. Er würde zwar teuer, brächte aber das Eurosystem nach Meinung der Finanzexperten nicht zum Einsturz. In der Zwischenzeit haben die Südländer Fortschritte bei ihrer Sanierung erzielt. Lob für ihre Sparerfolge spendet die EU den Wackelkandidaten Italien, Portugal und Irland. Beharrlich und ohne das übliche Polittheater nähert sich Italien unter Mario Monti dem Ziel, nicht mehr als drei Prozent seines Sozialprodukts an neuen Schulden aufzunehmen. Auch Portugal verringert erfolgreich seine Defizite und steigerte seine Exporte. Unter dem Rettungsschirm habe sich das Krisenland zu einem "wahren Musterschüler" gemausert, bemerkt das Institut der deutschen Wirtschaft. Spanien bleibt zwar ein Sorgenkind, weil es seine Sparziele noch verfehlt, unternimmt aber große Anstrengungen bei der Sanierung seiner Bankenlandschaft. Die Finanzmärkte honorieren das. Welchen Weg Frankreichs angeschlagene Wirtschaft unter seinem sozialistischen Präsidenten nimmt, werden die nächsten Monate erweisen. Aber Paris wie Madrid bekennen sich ausdrücklich zu den Schuldenhöchstgrenzen. Auch die Proteste in der spanischen Hauptstadt Madrid werden daran nichts ändern. Die neue konservative Regierung setzt voll auf den Konsolidierungskurs. Sie lässt sich von dem Ruf auf der Straße nicht beirren. Der Euroraum ist also widerstandsfähiger geworden, und er scheint inzwischen für die griechischen Krisenfolgen immer besser gerüstet. So schwindet die Furcht vor einem Eurokollaps allmählich. Die Drohung, eine Pleite Griechenlands ziehe auch andere Länder in den Abgrund, verfängt nicht mehr. Das macht die Retter unabhängiger in ihren Entscheidungen und befreit sie aus der Zwangslage, dem schlechten Geld ständig gutes hinterherwerfen zu müssen. Der Ball liegt nun einzig im Feld Athens. Ob durch Präsidentenkompromiss oder durch Neuwahlen: Die Griechen dürfen sich frei entscheiden, ob sie lieber im Euroverbund bleiben wollen und dessen Disziplin akzeptieren, oder aber nach ihrer Zahlungsunfähigkeit aus der Währungsgemeinschaft aussteigen und mit einer neuen Drachme auch einen neuen Anfang wagen wollen.
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