Es wird viel über Inflation geredet. Die meisten sind sich sicher, dass alles viel teurer geworden ist. Und das ist auch ohne Zweifel so. Einige von Ihnen werden auch schon die Eckdaten einer Inflation im Zusammenhang mit Ihren Rentenansprüchen, Rentenversicherungen etc. ausgerechnet haben. Aber gerade in der aktuellen Situation ist es interessant, sich die Folgen gegenwärtig zu machen. Schließlich liegen die Zinsen unterhalb der Inflationsrate, so dass viele Menschen zurzeit trotz (allerdings niedriger) Zinsen einen realen Kaufkraftverlust ihres Geldes hinnehmen müssen.
Man kennt Tabellen zum Zinseszins, wenn man mal wieder mal seine Gewinne auf 20 Jahre hochrechnet. Interessant ist aber vielleicht mal eine Auflistung, durch die Sie den durch Inflation verursachten Wertverlust erkennen können. Die folgende Tabelle spielt dazu die Szenarien einer Inflation in Höhe von 2 %, 3 %, 5 % und 10 % bei einem Anfangsvermögen von 1000 Euro durch.
Die Zahlen unter den jeweiligen Inflationsraten lesen Sie so: Nach 35 Jahren (linke Spalte) sind Ihre ursprünglichen 1000 Euro bei konstant 2 % Inflation nur noch 503,14 Euro wert (zweite Spalte), sprich, sie haben sich halbiert! So kann man meines Erachtens den Kaufkraftverlust ganz anschaulich darstellen.
Diese erste Inflationsrate, die 2 %, entsprechen dabei dem von der EZB aber auch von der Fed angestrebten Inflationsziel. Und da diese Rate von den Notenbanken als "gesunde" Zielmarke angesehen wird, kann das ja nicht so schlimm sein…
Kleine Inflation, große Wirkung
So mickrig 2 % auch sein mögen, so groß ist der Effekt auf längere Sicht! Bei einer Inflation von 2 % haben Sie nach 11 Jahren bereits knapp 20 % Kaufkraftverlust zu erleiden! 20 Prozent sind nicht unerheblich. Das ist eine Größenordnung, die ohne Frage spürbar ist (zumal die Inflation in einigen Bereichen sicherlich höher liegt).
Nach 20 Jahren sind es schon über 30 %. Und nach 35 Jahren hat sich Ihre Kaufkraft, wie bereits geschrieben, halbiert! Und das alles bei "nur" zwei Prozent Inflation.
Bei einer Inflation von 3 % erreichen Sie dieses Niveau, also die Halbierung, bereits nach 23 Jahren. Bei 5 % schon nach 16 Jahren. Und bei 10 Prozent reichen etwas mehr als 9 Jahre aus, um Ihr Vermögen um 50 % schrumpfen zu lassen. Und nach 26 Jahren, wobei das wohl eher ein theoretisches Szenario ist, hätte sich Ihr Vermögen bei 10 % Inflation quasi in Luft aufgelöst (90 % an Wert verloren).
Das Problem
Zurzeit kann man aufgrund der niedrigen Zinsen mit Geldanlagen kein Geld verdienen - schlimmer noch, die Kaufkraft des Geld-Gesamtvermögens in Deutschland bzw. vielen westlichen Ländern sinkt selbst bei diesen eigentlich noch moderaten Inflationswerten auf Dauer beachtlich. Das bedeutet gleichzeitig, dass hier auf lange Sicht eine weitere Gefahr für die Binnenkonjunktur entsteht. Gerne wird nämlich übersehen, dass Zinserträge (so wie auch Aktiengewinne u.a.) natürlich einer Volkswirtschaft auch gut tun. Schließlich werden diese "Gewinne" zu einem gewissen Teil beständig dem Konsum zugeführt. Je länger also die Niedrigzinsphase selbst bei moderater Inflation anhält, desto größer werden die Folgen für den Konsum und für das Wirtschaftswachstum. Noch wird das durch die Flucht in Sachwerte und natürlich durch den wirtschaftlichen Boom in Deutschland abgefedert, aber auch hier werden wir irgendwann ein Sättigungsstadium erreicht haben.
Inflation / Deflation
Ich will übrigens mit diesem Text nicht behaupten, dass es zu einer stärkeren Inflation kommen wird. Sie wissen durch verschiedene Erörterungen hier im Steffens Daily, dass die Frage, ob uns oder den USA eine Deflation oder Inflation droht, noch nicht wirklich geklärt ist - auch wenn viele das anders sehen. Das marode Bankensystem und die immensen Schulden haben einfach eine stark deflationäre Wirkung, da sie die Geldumlaufgeschwindigkeit beeinträchtigen.
Nein, ich wollte mit diesem Text lediglich einmal das Gegenbeispiel zur bekannten Zinseszinstabelle aufzeigen.
Der aktuelle Target-Trend-Chart für den DAX
Und damit zu der Chartanalyse des DAX nach der Target-Trend-Methode:
Der DAX ist in das Rechteck unterhalb der 6.500er Marke eingedrungen. Wie schon beschrieben ist damit das nächste Kursziel die Mittellinie des Rechtecks, sprich die 6.000er Marke. Wir sehen, dass der DAX in den vergangenen Tagen die obere Linie des aktuellen Rechtecks von unten getestet hat. Dieser Test bestätigt den Bruch.
Sehr schön ist auch zu erkennen, wie genau sich der DAX an die rote Abwärtstrendlinie (Konsolidierungslinie) herumschlängelt. Diese Linie ist eine Parallel-Linie diverser Abwärtstrendlinien aus dem Jahr 2009/2010. Faszinierend, wie diese Linie ihre Relevanz über diese Zeit beibehalten hat.
Ein wirklich relevantes Alpha-Target kann ich im Moment nicht ausmachen. Es gibt einige Beta-Targets (wie der Kreuzwiderstand aus grüner Aufwärtstrendlinie und roter Konsolidierungslinie) die allerdings nur eine untergeordnete Bedeutung haben.
6.000er Marke im Visier
Aber um es kurz zu machen: So lange die 6.478er Marke nicht überwunden, also das aktuelle Rechteck nicht wieder nach oben verlassen wird, bleibt es bearish. Kursziel bleibt bis dahin die 6.000er Marke. Wird diese nachhaltig nach unten gebrochen, wäre es die untere Rechteckbegrenzung bei 5.520 Punkten der nächste Anlaufpunkt. Doch die 6.000er Marke wird sicherlich hart umkämpft werden, so dass an dieser Marke Fehlsignale auftauchen können.
Extreme Kursbewegungen möglich
Was mir etwas Sorgen macht ist, dass die Wahlen in Griechenland genau zwei Tage nach dem Juni-Verfall stattfinden. Es kann also sein, dass es hier im Vorfeld zu extremen Kursbewegungen kommt. Bis zum Juniverfall sollte man angesichts der kritischen Situation auf jeden Fall mit sehr volatilen Börsen rechnen. Danach, ab Ende Juni und im Sommer, könnte es ruhiger werden. Aber das hängt natürlich auch von den weiteren Entwicklungen in den Krisenländern ab.
Und zum Abschluss: Morgen wird der neue US-Arbeitsmarktbericht und der ISM-Index veröffentlicht - auch hier kann es zu größeren Kursbewegungen kommen.
Viele Grüße
Jochen Steffens
US-Konjunkturdaten
von Jochen Steffens
Die Zahl der Erstanträge auf US-Arbeitslosenhilfe ist saisonbereinigt um 10.000 auf 383.000 gestiegen. Analysten hatten hingegen mit einem unveränderten Wert gerechnet. Damit steigt auch wieder der Wert für den gleitenden Vierwochendurchschnitt an, und zwar auf 374.500.
Die US-Wirtschaft ist in den ersten drei Monaten des Jahres weniger stark gewachsen, als zunächst angenommen. Das BIP erhöhte sich lediglich um annualisiert 1,9 Prozent, statt wie bei der ersten Schätzung angenommen um 2,2 Prozent. Analysten hatten allerdings mit diesem niedrigerem Wert gerechnet.