(NEU: Tabelle zum US-Anleihemarkt) Von Thomas Rossmann
Die Schuldenkrise in der Eurozone steht wieder verstärkt im Fokus der Investoren und sorgte an Wall Street zu Wochenbeginn für nachgebende Kurse. Mit Besorgnis wurde registriert, dass trotz der jüngsten EU-Gipfelbeschlüsse die Entspannung am europäischen Anleihemarkt schon wieder vorbei ist. Die Rendite zehnjähriger spanischer Papiere ist wieder über das Niveau von 7 Prozent gesprungen. Eine Marke, bei der Griechenland, Irland und Portugal unter den EU-Rettungsschirm geflüchtet waren. Auch herrschte vor der beginnenden US-Berichtssaison Zurückhaltung. Es wird mit Spannung darauf gewartet, welche etwaigen Auswirkungen die konjunkturellen Eintrübungen in Europa und China auf die Ergebnisse der Unternehmen haben werden.
Der Dow-Jones-Index (DJIA) verlor 0,3 Prozent auf 12.736 Punkte. Der S&P-500 sank um 0,2 Prozent auf 1.352 Punkte und der technologielastige Nasdaq-Composite fiel um 0,2 Prozent auf 2.932 Punkte. Umgesetzt wurden dabei 0,65 (Freitag: 0,68). Auf die 1.345 (987) Kursgewinner kamen 1.699 (2.033) -verlierer. Unverändert gingen 104 (124) Titel aus der Sitzung. Die Agenda der Konjunkturdaten war zu Wochenbeginn weitgehend leer. Die höher als erwartet ausgefallenen US-Verbraucherkredite hatten keine Auswirkungen auf den Handel. Daher rückte vor allem die Eurozone-Schuldenkrise wieder in den Blick.
Es herrschte bei den Anlegern Skepsis, ob es bei dem am Montag begonnenen Treffen der Eurozone-Finanzminister zu Entscheidungen kommt, die in der Folge eine Entspannung an den Märkten auslösen könnten. Auch die schwachen US-Arbeitsmarktdaten vom Freitag wirkten noch etwas nach. Die Zahl von 80.000 neu geschaffenen Stellen ist allerdings nicht so niedrig, dass sie die Fantasie für weitere geldpolitische Schritte der US-Notenbank geweckt hätte.
Mit Spannung wird zudem auf die US-Berichtssaison gewartet, die traditionell von Alcoa nach der Schlussglocke eingeläutet wird. Die Zahlen könnten einen ersten Hinweis auf die anstehenden Zahlen der Unternehmen geben. "Die Unternehmen dürften nur noch Wachstumsraten von rund 9 Prozent vermelden, nachdem es im vergangenen Quartal noch 15 Prozent waren. Wir können also von einer Verlangsamung des Wachstums sprechen", so Analyst Nick Raich von Key Private Bank.
Risikoreichere Anlageklassen wurden von den Investoren dagegen erneut gemieden. Der Euro notierte weiter auf dem niedrigen Niveau vom Freitagnachmittag und bewegte sich um die Marke von 1,23 Dollar. Im späten US-Geschäft wurde die Gemeinschaftswährung bei 1,2318 Dollar gehandelt.
Der Ölpreis der Sorte WTI legte dagegen deutlicher zu und kletterte wieder bis an die Marke von 86 Dollar. Das Settlement lag bei 85,99 Dollar. Zur Begründung wurde auf die Sorge um eine drohende Ausweitung des Streiks in der norwegischen Ölförderindustrie verwiesen. "In den Verhandlungen wird es solange einen Stillstand geben, bis die Regierung eingreift", so ein Beobachter. "Es gibt zwar eine leichte Unsicherheit wie hoch die Förderausfälle insgesamt sein werden, doch dürfte der Streik kein langfristiges Problem werden", ergänzte Gene McGillian von Tradition Energy.
Dagegen waren die US-Anleihen als "sicherer Hafen" gesucht. Die Rendite der zehnjährigen Titel fiel hier auf 1,51 Prozent. Vor allem der Anstieg der spanischen Rendite für zehnjährige Anleihen über die kritische Marke von 7 Prozent sorgte für Umschichtungen, hieß es aus dem Handel.
Bei den Einzelwerten gewannen die Aktien von Boeing 0,5 Prozent. Der US-Konzern vermeldete auf der Farnborough International Airshow einen Auftrag über 75 Maschinen des Typs 737 Max von der Leasing-Gesellschaft Air Lease. Das Auftragsvolumen beträgt nach Listenpreis 7,2 Milliarden Dollar. Der Auftrag könnte zudem noch auf 100 Flugzeuge aufgestockt werden. Für Boeing wird mindestens noch ein weiterer Großauftrag von einer Leasingfirma erwartet.
Die Alcoa-Aktie gewann vor Bekanntgabe der Ergebnisse für das zweite Quartal nach Ende der Sitzung 0,4 Prozent. Bei dem Aluminium-Konzern wird von den Analysten nur ein magerer Gewinn von 0,06 Dollar je Aktie erwartet. Wegen der globalen Überkapazitäten und schwacher Preise haben die Analysten ihre bereits niedrigen Prognosen innerhalb von nur einem Monat nochmals um knapp die Hälfte nach unten genommen. Die Aktien von Amerigroup kletterten um 38 Prozent. Der Versicherer hat der Übernahme durch WellPoint für 4,46 Milliarden Dollar in bar zugestimmt. Die Titel von WellPoint stiegen um 3,4 Prozent.
Dagegen zeigten sich die als konjunktursensitiv geltenden Energie- und Konsumwerte mit Abgaben. Hier fiel die Aktie von Exxon Mobil um 1,4 Prozent. Auch einzelne Bankenwerte verzeichneten Abgaben. So gaben die Titel der Bank of America um 1,3 Prozent nach. Tagesverlierer im Dow-Jones-Index waren die Aktien von DuPont mit einem Minus von 2,9 Prozent und die Caterpillar-Aktie mit einem Abschlag von 1,7 Prozent.
Facebook und Yahoo haben am Freitag ihren juristischen Streit beigelegt und eine Kooperation im Werbebereich angekündigt. Das Soziale Netzwerk und der Suchmaschinenanbieter hatten am Freitag in einer gemeinsamen Erklärung nach Ende des regulären Börsenhandels mitgeteilt, dass sie ihre Patent-Streitigkeiten beigelegt haben und künftig auf dem Gebiet der Online-Werbung zusammenarbeiten wollen. Finanzielle Details wurden nicht bekannt. Während die Facebook-Aktie um 1,4 Prozent zulegte, gaben die Yahoo-Aktien um 0,2 Prozent nach.
INDEX zuletzt +/- % absolut DJIA 12.736,29 -0,28 -36,18 S&P-500 1.352,46 -0,16 -2,22 Nasdaq-Comp. 2.931,77 -0,19 -5,56 Nasdaq-100 2.610,31 -0,08 -1,98 Kupon Laufzeit Kurs Veränderung Rendite Veränderung 1/4% 2-jähr. 99 31/32 + 0/32 0,266% -0,8 Bp 3/8% 3-jähr. 100 2/32 + 0/32 0,354% -0,5 Bp 3/4% 5-jähr. 100 19/32 + 2/32 0,625% -1,5 Bp 1% 7-jähr. 100 4/32 + 5/32 0,981% -2,1 Bp 1 3/4% 10-jähr. 102 5/32 + 9/32 1,515% -3,1 Bp 3% 30-jähr. 107 24/32 + 27/32 2,625% -3,8 Bp DEVISEN zuletzt '+/- % Mo, 8.40 Uhr Fr, 18.30 Uhr EUR/USD 1,2318 0,22% 1,2291 1,2282 EUR/JPY 98,0356 0,09% 97,9486 97,7721 EUR/CHF 1,2010 -0,02% 1,2012 1,2010 USD/JPY 79,5950 -0,12% 79,6900 79,6100 GBP/USD 1,5527 0,20% 1,5495 1,5472
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July 09, 2012 17:28 ET (21:28 GMT)
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