(neu: Angebot von Semper Constantia)
HAMBURG/KIRKEL (dpa-AFX) - Die angeschlagene Baumarkt-Kette
Praktiker
Den Zuspruch der Aktionäre hat bereits der US-Hedgefonds Anchorage, der Praktiker mit 85 Millionen Euro retten will - zu einer Verzinsung von rund 17 Prozent und der lukrativen Marke Max Bahr als Pfand.
Die österreichische Fondsmanagerin Isabella de Krassny will Anchorage aus dem Rennen werfen und legte für die Wiener Privatbank Semper Constantia dem Praktiker-Vorstand am Donnerstag ein Angebot vor. Die Bank hält fünf Prozent des Praktiker-Kapitals. Das Angebot werde geprüft, sagte ein Konzernsprecher. Weitere Angaben wollte er nicht machen. Bei der Hauptversammlung im Juli hatte de Krassny zwar zähneknirschend dem Anchorage-Sanierungspaket zugestimmt, gleichzeitig wollte sie ihr Gegenangebot weiter verfolgen. Es sollte sich nach ihren damaligen Angaben auf 85 Millionen Euro summieren, aber niedriger verzinst werden als das Anchorage-Angebot. De Krassny vertritt auch den zypriotischen Finanzfonds Maseltov (zehn Prozent Anteil).
Der deutsche Finanzinvestor Clemens Vedder wiederum ist bereit, sich mit einer Finanzspritze von zunächst 30 Millionen Euro beteiligen zu wollen, die ihm - als dann größtem Einzelaktionär - einen Anteil von 25 Prozent bringen würde. 100 Millionen stellt er insgesamt in Aussicht. Auch der Handelsexperte will nach eigenem Bekunden den US-Fonds aushebeln. Praktiker braucht zur Sanierung rund 215 Millionen Euro. Kontakt zwischen de Krassny und Vedder habe es noch nicht gegeben, sagte sein Sprecher. Nach Ansicht dieses Investors ist das Sanierungskonzept der HV aufgrund der neuen Kapital-Angebote ohne weiteres nicht mehr umsetzbar.
Der Praktiker-Konzernumsatz sank im zweiten Quartal um 7,3 Prozent auf 887 Millionen Euro, zum Halbjahr liefen 1,5 Milliarden Euro auf (minus 4,5 Prozent). "Die Entwicklung im zweiten Quartal entspricht dem allgemeinen Branchentrend in Deutschland", sagte Vorstandschef Kay Hafner. "Sie spiegelt eine temporäre Marktschwäche wieder, keine spezifische Schwäche unserer Marken." Im Monat April habe die gesamte Branche wegen des schlechten Wetters zweistellig im Minus gelegen. Deutlich schwächer als das Deutschlandgeschäft mit rückläufigen Erlösen von 1,7 Prozent im ersten Halbjahr fiel das Auslandsgeschäft aus. Es ging um rund 12 Prozent auf 383 Millionen Euro zurück.
Am besten schnitt innerhalb des Konzerns die Marke Max Bahr ab, die für die ersten sechs Monate einen stabilen Umsatz und ein Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (EBITA) von 16,7 Millionen Euro auswies. "Die stabile und gute Ertragsentwicklung zeigt, wie richtig und wichtig die Entscheidung war, die Ausrichtung unseres Geschäftsmodells zu korrigieren und im Inland massiv auf den Ausbau von Max Bahr zu setzen", sagte Hafner. "Max Bahr ist einfach unsere ertragsstärkste Marke." Dieser Umbau schaffe die Voraussetzungen, dass der Konzern ab 2014 wieder Gewinne erwirtschafte./akp/DP/he
ISIN DE000A0F6MD5
AXC0300 2012-07-26/19:15