
(Meldung durchgehend ergänzt unter anderem mit Informationen zu Engpässen und Entscheid Österreichs.)
Bern (awp/sda) - Die Probleme mit Grippe-Impfstoffen reissen nicht ab. Nachdem Italien am Mittwoch Novartis-Impfstoffe wegen möglicher Verunreinigungen aus dem Verkehr gezogen hatte, stoppte auch Swissmedic vorsorglich die Auslieferung von zwei Grippe-Impfstoffen von Novartis. Dabei geht es um rund 160'000 Impfdosen.
Swissmedic wurde am Mittwochnachmittag über die Massnahmen der italienischen Behörden informiert, wie das Heilmittelinstitut am Mittwochabend mitteilte. Es habe unverzüglich abgeklärt, ob auch Impfstoffe betroffen sein könnten, die in der Schweiz erhältlich seien. Potenziell sind dies die Impfstoffe Agrippal und Fluad.
Erste Abklärungen hätten ergeben, dass die Sperrung in Italien erfolgte, weil in den Spritzen weisse Partikel festgestellt wurden. Dabei könne es sich um Verklumpungen von normalen Bestandteilen des Impfstoffs handeln.
Wegen der unklaren Situation habe Swissmedic für die erwähnten Impfstoffe einen sofortigen Auslieferungsstopp angeordnet und empfohlen, deren Anwendung bis auf Weiteres auszusetzen. Es handle sich dabei um eine reine Vorsichtsmassnahme, betonte Swissmedic. Bisher geimpfte Personen seien gesundheitlich nicht gefährdet.
GENÜGEND IMPFDOSEN VORHANDEN
Die Massnahme kommt zu einem Zeitpunkt, zu welchem die Hersteller von Grippeimpfstoffen Mühe bekunden, die Schweiz zu beliefern. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) hatte am Dienstag mitgeteilt, dass in der nächsten Woche über eine Million Impfdosen gegen die saisonale Grippe zur Verfügung stehen dürften.
Weil aber insgesamt 1,3 Mio Impfdosen bestellt worden waren, hat das BAG die Grippeimpfstoff-Hersteller Novartis, GlaxoSmithKline, Sanofi-Aventis und Solvay dieser Tage ersucht, zusätzliche Impfdosen zu liefern. Die Firma Crucell kann ihren Impfstoff aus Qualitätsgründen weiterhin nicht ausliefern.
Gegenüber der Tagesschau des Schweizer Fernsehens sagte Swissmedic-Sprecher Daniel Lüthi, dass angesichts von 1,3 Mio Grippeimpfdosen die nun gestoppte Auslieferung der 160'000 Novartis-Impfdosen nicht ins Gewicht falle.
ITALIEN BRINGT STEIN INS ROLLEN
Das Heilmittelinstitut folgte mit seinem vorsorglichen Auslieferungsstop einem Entscheid des italienischen Gesundheitsministeriums und der italienischen Heilmittelbehörde (AIFA). Diese hatte die Verwendung der drei Impfstoffe Agrippal, Fluad und Influpozzi am Mittwochnachmittag per sofort untersagt.
Auf der Grundlage von Dokumenten, die der Basler Pharmakonzern Novartis abgegeben hatte, entschied die AIFA, dass zunächst neue Überprüfungen zur Sicherheit und Qualität dieser Impfstoffe erforderlich seien. Diese könnten Nebenwirkungen und unerwünschte Reaktionen hervorrufen.
Novartis nahm den Entscheid zur Kenntnis. Der Pharmakonzern habe den italienischen Behörden bereits eine Studie ausgehändigt, welche die Qualität, die Wirksamkeit und die Sicherheit der Impfstoffe belege, teilte Konzernsprecherin Isabel Guerra auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda mit.
Man werde aber weiterhin mit den italienischen Behörden zusammenarbeiten, um die Gründe für die Entscheidung zu verstehen. Zum Entscheid von Swissmedic äusserte sich Novartis vorerst nicht.
Am Mittwochabend wurde auch in Österreich die Auslieferung der Novartis-Grippeimpfstoffe gestoppt, wie eine Sprecherin der Österreich-Tochtergesellschaft des Schweizer Pharmakonzerns am Mittwochabend der Nachrichtenagentur APA erklärte.
Dies sei als reine Vorsichtsmassnahme aufgrund der Vorgänge in Italien und der Schweiz erfolgt. Man sei intensiv mit der Aufklärung der Hintergründe beschäftigt.
cp