Von BENJAMIN KRIEGER
Ist das Glas nun halbleer oder halbvoll? In Frankreich waren Einkäufer im Januar pessimistischer, als Volkswirte erwartet hatten. Und in Spanien ist die Arbeitslosenquote im vierten Quartal auf ein neues Rekordhoch von 26 Prozent gestiegen. In Deutschland sind dagegen die Einkaufsmanager-Indizes im Januar überraschend stark gestiegen. Der DAX, der nach den schlechten Nachrichten aus Frankreich und Spanien zunächst fast 50 Punkte eingebüßt hatte, hat sich wieder erholt und legt um 0,1 Prozent auf 7.718 Punkte zu. Der Euro-Stoxx-50 hat ebenfalls leicht ins Plus gedreht.
Frankreichs Einkaufsmanager-Indizes sind im Januar nochmals gefallen. Der Index für das Service-Gewerbe sogar auf den niedrigsten Stand seit 2009. Volkswirte hatten dagegen mit einer Stabilisierung zum Jahresbeginn gerechnet. "Der scharfe Einbruch der Umfragewerte lässt Zweifel aufkommen, ob sich die Konjunktur in diesem Jahr wieder erholt", sagt Annalisa Piazza vom Londoner Broker Newedge. Die Zahlen seien ein deutlicher Beleg dafür, dass die Wirtschaft in der Eurozone noch lange nicht aus dem Gröbsten heraus sei.
Die deutsche Wirtschaft hat dagegen zum Jahreswechsel die Trendwende geschafft und ist im Januar so stark gewachsen wie seit einem Jahr nicht mehr. Der Einkaufsmanager-Index für den Servicesektor sprang sogar auf das höchste Niveau seit 19 Monaten. "Die deutschen Werte überraschen deutlich positiv", sagt Ulrich Wortberg von der Helaba. Frankreich müsse dagegen die Wettbewerbsfähigkeit stärken.
Gegenwind bläst den Börsen aus den USA entgegen. Der Technologieriese Apple, bislang für vorsichtige Prognosen bekannt, will von Januar bis März zwischen 41 und 43 Milliarden Dollar umsetzen. Analysten hatten mit 45,38 Milliarden gerechnet. Im Xetra-Handel mit US-Aktien bricht das Papier um mehr als acht Prozent ein. Der Kurssturz an der Nasdaq von zehn Prozent am Vorabend riss auch die Papiere von Broadcom, Qualcomm, LG Display und Sandisk mit nach unten. Am deutschen Markt verlieren die Aktien des Apple-Zulieferers Dialog Semiconductor 3,5 Prozent.
Der Euro reagierte auf die Konjunkturzahlen aus Frankreich und Spanien zunächst mit einem Abrutschen zum US-Dollar bis auf 1,3286. Als die starken deutschen Einkaufsmanager-Indizes über die Bildschirme liefen, erholte sich die Gemeinschaftswährung rasch wieder auf 1,3333 Dollar. Auch zum Yen, zum Pfund Sterling und zum Schweizer Franken kann der Euro vorübergehende Kursverluste wieder aufholen.
Am späten Nachmittag könnten die Schwankungen der großen Währungspaare heftiger werden. Dann laufen nach Aussage von Händlern Optionen auf Wechselkurse aus. Am Euro-Rentenmarkt sind die Kurse von Bundesanleihen kräftig gestiegen. Angesichts der konjunkturellen Schwäche in Frankreich und Spanien investieren Anleger wieder in sichere Häfen. Der Terminkontrakt auf den Bund ist auf den höchsten Stand seit drei Wochen gestiegen.
Nach dem Kurseinbruch der Apple-Aktie dürften Anleger gespannt auf die endgültigen Ergebnisse des Kontrahenten Nokia schauen. Als die Finnen am 10. Januar erste Zahlen für das vierte Quartal veröffentlichten, sprang die Aktie um fast elf Prozent nach oben und hat seitdem das höhere Kursniveau gehalten. Nokia-Aktien legen um 0,8 Prozent zu.
Siemens-Aktien handeln drei Euro oder 3,6 Prozent niedriger. Die Münchener schütten je Aktie eine Dividende von drei Euro aus.
Eine Kaufempfehlung der Bank UBS lässt die Aktien von Philips um 1,4 Prozent anziehen. Papiere von Beiersdorf verteuern sich um 0,6 Prozent. Die Hamburger haben den Umsatz im vergangenen Jahr um mehr als sieben Prozent gesteigert.
Die Commerzbank will sparen, die Börse belohnt das aber nicht. Der Aktienkurs fällt um 1,5 Prozent, obwohl das Geldhaus konzernweit 4.000 bis 6.000 Vollzeitstellen abbauen will.
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January 24, 2013 04:32 ET (09:32 GMT)
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