Von Therese Poletti
SAN FRANCISCO--Nach dem angekündigten Börsenrückzug des Computerkonzerns Dell gerät der angeschlagene Konkurrent Hewlett-Packard (HP) wieder stärker in den Fokus der Investoren. Wie Dell muss auch HP mit dem Schrumpfen des klassischen PC-Geschäfts klarkommen. Nachdem HP schon einmal laut darüber nachgedacht hatte, die schwächelnde Sparte abzuspalten, wird in den Medien nun wieder exakt mit dieser Idee gespielt.
Dell dürfte nach der Privatisierung, fernab der Investorenblicke und des Drucks der Quartalsberichte, einige Einschnitte im PC-Geschäft vornehmen und die Expansion in anderen Bereichen - Software und Dienstleistungen - vorantreiben.
HP hat es da schwerer, jeder Schritt wird von Investoren genau beobachtet. Sie - und sicher auch der HP-Verwaltungsrat - fragen sich, welche Zukunft das 36 Milliarden Dollar umsatzschwere PC-Geschäft von HP haben kann. Eine mögliche Lösung hatte vergangene Woche schon die Online-Zeitung Quartz ins Spiel gebracht: Sie hatte berichtet, HP prüfe eine mögliche Aufspaltung des Konzerns. Allerdings dementierte eine dem Konzern nahestehende Person das Gerücht und erklärte, HP wolle das Kerngeschäft zusammenhalten.
Das dürfte auch die Linie von CEO Meg Whitman sein. Seit sie im September 2011 das Ruder übernahm, zielten die meisten ihrer strategischen Entscheidungen darauf, den Technologieriesen zusammenzuhalten. Whitman stoppte die von ihrem Vorgänge Leo Apotheker angeschobenen Pläne, die PC-Sparte entweder zu verkaufen oder abzuspalten, und erhielt dafür größtenteils den Beifall der Investoren.
Das PC-Geschäft hat sich seitdem allerdings weiter abgeschwächt. Ein Teil des Absatzrückgangs geht auf das Konto der heiß begehrten Smartphones und Tablets. Zudem ist der Erfolg der viel gepriesenen neuen Generation des Betriebssystems Windows bislang ausgeblieben. Im vergangenen Geschäftsjahr 2011/12 von HP war der PC-Absatz um fast 10 Prozent zurückgegangen. Der Spartengewinn vor Steuern sank um ein Viertel auf 1,7 Milliarden Dollar.
Der geschäftliche Misserfolg ruft schon die ersten Kritiker auf den Plan: Nach einem Rückgang des HP-Aktienkurses im vergangenen Jahr um fast die Hälfte sei es die treuhänderische Pflicht des Verwaltungsrats, eine möglichen Aufspaltung zu prüfen, schrieb Brian Marschall vom Analysehaus ISI Group an seine Kunden. Aber auch wenn Marshall einen solchen Schritt begrüßen würde, weil sie bedeutenden Wert schaffen könnte, warnt er, dass eine solche Zerschlagung ein bis zwei Jahre dauern könnte.
Dell hatte am Dienstag angekündigt, sich von seinem Gründer und Chef Michael Dell gemeinsam mit der Beteiligungsgesellschaft Silver Lake aufkaufen zu lassen. Auch der Software-Gigant Microsoft ist mit an Bord bei der Transaktion, die Dell mit 24,4 Milliarden US-Dollar bewertet.
Vorerst hofft HP darauf, vom Umbau des Wettbewerbers Dell zu profitieren: "Der Konzern steht vor einer längeren Phase der Unsicherheit und des Übergangs, die nicht gut für seine Kunden sein wird", teilte HP mit. "Wir glauben, dass Dell-Kunden jetzt bereitwillig nach Alternativen suchen und HP wird daraus umfassende Vorteile ziehen."
Die meisten Analysten glauben nicht, dass HP den Weg der Abspaltung oder Zerschlagung gehen wird - ganz egal, wie viele Investmentbanker das Unternehmen dazu drängen würden. Auch eine Privatisierung dürfte bei HP wohl nicht auf der Agenda stehen, glaubt Jefferies-Analyst Peter Misek. Schließlich handele die HP-Aktie deutlich höher, als sie nach Einschätzung des Analysten wert ist. "Wir glauben, dass die Entwicklung bei Dell einzigartig ist. Es werden sich nicht viele Nachahmer für eine solche fremdfinanzierte Übernahme finden", schrieb Misek.
Eine Änderung des aktuellen Kurses bei HP ist also nicht zu erwarten. Das würde auch der Glaubwürdigkeit von Whitman schaden, die sich gegen die Aufspaltung von HP ausgesprochen hatte. Doch wie es weiter geht, bleibt derzeit unklar. Es dürfte es sich lohnen, die nächsten Schritte von HP zu verfolgen.
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February 07, 2013 08:18 ET (13:18 GMT)
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