Am deutschen Aktienmarkt läuft es derzeit nicht rund. Während die US-Märkte durch positive Konjunkturdaten immer wieder nach oben gepusht werden, senkt sich in Europa der Mehltau der Euro-Krise wieder über die Stimmung. Doch nicht nur die Konjunktur bereitet hier Sorgen. Auch die mögliche Einführung der Finanztransaktionssteuer bereitet immer mehr Anlegern Kopfzerbrechen. Denn was soll ein 10mal so hoher Steuersatz auf den Aktienhandel, wenn Derivate (die ja sooooo verteufelt wurden) mit nur 0,01 Prozent Steuersatz belohnt werden? Die Logik dahinter kann nur lauten: Aktien sind böse, lasst euch von den Banken übers Ohr hauen (Stichwort Lehman-Zertifikate). In Deutschland kommt noch ein grandioses Scheitern eines Börsenneulings hinzu. Der Leuchtenhersteller Hess (WKN A0N3EJ) hat nach nicht mal einem halben Jahr auf dem Parkett Insolvenz angemeldet - wegen Bilanzfälschung etc. Zu Anfang hatte ich den Umfang etwas unterschätzt, mittlerweile scheint jedoch klar zu sein, dass das Unternehmen nicht so ohne weiteres überleben wird. Lead Manager und Sole Bookrunner beim damaligen Börsengang war übrigens die Landesbank Baden-Württemberg. Der Schaden für den IPO-Standort Deutschland dürfte wohl nachhaltig sein. Ob nach der LEG Immobilien (WKN LEG111) dieses Jahr noch ein weiteres Unternehmen den Gang aufs Parkett wagen wird?
Womit auch ein holpriger Übergang zur T-Aktie (WKN 555750) gelungen wäre. Die einstige Volksaktie scheint immer mehr aufs Abstellgleis zu geraten. Trotz der noch immer attraktiven Dividendenrendite, wird das operative Geschäft nicht leichter. Die Fusion von T-Mobile USA mit Metro PCS steht vor großen Hürden, die wohl nicht so schnell überwunden werden können. Zudem erwächst vielleicht bald mit der Kombination aus Vodafone (WKN A0J3PN) und Kabel Deutschland (WKN KD8888) ein veritabler Konkurrent in sämtlichen Geschäftsfeldern heran. Alles keine guten Aussichten für den Ex-Monopolisten, weshalb der Aktienkurs sich zuletzt in Richtung 8 Euro bewegte. Gute Nachrichten sind hier dringend gesucht, ansonsten steht hier bald ein neues Allzeittief auf dem Kurszettel - nicht unbedingt gerechtfertigt, aber wo nur schlechte Nachrichten zu Hause sind, vertreibt man eben auch den letzten Käufer.
Der DAX und sein Chart
Der DAX bietet weiterhin Spannung. Wie wir in unserem Ausblick DAX schreiben, droht unter der Haltezone im Bereich von 7.600 Punkten ein Test des Jahrestiefs der Vorwoche bei 7.537. Erst bei einem Sprung über das Hoch dieser Woche bei 7.737, sind kurzfristig weitere Kurssteigerungen zu erwarten.
Einzeltitel aus Deutschland
Unter den DAX-Titeln stand vor allem die Commerzbank-Aktie (WKN 803200) unter Beobachtung. Doch auch die Bilanzvorlage brachte nichts neues. Die Commerzbank bleibt ein Short-Kandidat.
Deutlich besser läuft das Geschäft dagegen bei HeidelbergCement (WKN 604700). Der Baustoffkonzern hat, wie viele andere DAX-Konzerne, in den vergangenen Jahren sehr stark auf den Ausbau des Geschäfts in den Schwellenländern gesetzt und sich so immer unabhängiger vom europäischen Heimatmarkt gemacht. Besonders im Zuge der Euro-Krise und der wachstumsschädigenden Sparprogramme der europäischen Regierungen, zeigen sich nun die Vorteile dieser Strategie. Gleichzeitig wären auch die Heidelberger betroffen, wenn das chinesische Wachstum nicht wie erhofft wieder anziehen und der US-Aufschwung aufgrund der Haushaltsstreitigkeiten ins Stocken geraten würde. Mehr dazu hier.
Der Stuttgarter Autobauer Daimler ...