Das war sie also die diesjährige re:publica. Über die klassischen Themen fürs Kleinbloggerdorf bis zur internationalen (Netz-)Politik war alles dabei. Inhaltlicher Schwerpunkt sollte in diesem Jahr getreu dem Motto in/side/out das nach Außen tragen von Netzthemen und natürlich Netzpolitik sein. Dennoch hatte ich den Eindruck, dass das an sich wichtige Thema Netzpolitik abseits von Applaus heischenden Telekom-Bashing bei der Masse der Anwesenden wenig Anklang fand. Selbst die alljährliche Lobo-Tomie brachte nur bei wenigen die notwendigen Erkenntnisse. Stattdessen stand vor allem der persönliche Austausch mit Leuten im Vordergrund, die man sonst selten sieht oder nur virtuell kennt. So auch in der Finanzblog-Szene.
Das große Klassentreffen
Die diesjährige Finanzblogger-Veranstaltung rund um die Verleihung des comdirect Finanzblog Award war wie ein großes Klassentreffen. Inzwischen merkt man, dass die Szene doch etwas näher gerückt ist. Sehr viele alte und neue Gesichter waren anwesend, so dass die eigentliche Diskussion zwischen Thomas Knüwer, Franziska Bluhm, Ulrich Hegge und Dirk Elsner (Mitschnitt bei Youtube) doch etwas an Bedeutung verlor. Dennoch muss vor allem hierzu einiges gesagt werden. Das betrifft die Vielfalt der Szene ebenso wie deren wirtschaftlichen Erfolg als auch das Selbstverständnis der Blogger und die Erwartungshaltung der potenziellen Adressaten. Paradebeispiel für letzteres war die in Teilen unvorbereitet wirkende Moderatorin des Abends, Jeannine Michaelsen. Ihr Eingangsstatement, dass ihr Finanzblogs vollkommen unbekannt und fremd seien und sie sich, als sie für den Job angefragt wurde, fragte warum ich?, waren schon gleich zu Beginn ein aufrüttelndes Beispiel. Die Frage "Warum ich?" konnte dabei auch im Rahmen der Veranstaltung nicht geklärt werden.
Ob Finanzblogs durch das Panel neue Fans gefunden haben, darf indes als unwahrscheinlich bezeichnet werden. Kommentare wie "Wer haftet eigentlich für das was Finanzblogger schreiben?" zeugen davon, dass auch im Jahr 5 nach der großen Finanzkrise das Verständnis fehlt und die Verantwortung in Finanzdingen gerne auf andere geschoben wird. Zudem wurden auch die Unverständlichkeit der Texte und die verwendete Sprache als Problem identifiziert. Interessanterweise wird dies alles bei Auto-, Tech-, Mode- oder sonstwas für Blogs nicht mal im Entferntesten erwähnt – hier sieht sich schließlich jeder Leser ein bisschen selber Experte bzw. ist ohne Widerspruch bereit sich auf ein entsprechendes Niveau einzulassen. Dabei sind die Inhalte der Finanzblogger so breit wie es die Wirtschaft eben zulässt. Doch der Reihe nach…
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