Bundesbildungsministerin Johanna Wanka (CDU) legt an diesem Mittwoch im Kabinett ihren ersten Berufsbildungsbericht vor. Das deutsche System der dualen Berufsausbildung mit dem Zusammenspiel von betrieblicher Ausbildung und staatlicher Berufsschule steht derzeit wegen der relativ niedrigen Jugendarbeitslosigkeit in Deutschland unter erheblicher internationaler Beobachtung. Viele europäische Staaten, vor allem in Südeuropa, erwägen eine Kopie von Elementen des deutschen Systems.
Gleichwohl wird in der offiziellen Regierungsbilanz auch die konjunkturelle Abhängigkeit der deutschen Berufsausbildung deutlich. So ist auf dem Lehrstellenmarkt 2012 der positive Trend der Vorjahre ins Stocken geraten.
551 300 Ausbildungsverträge wurden neu abgeschlossen - 3,2 Prozent weniger als im Jahr zuvor. Einen ähnlich niedrigen Wert bei den Neuverträgen gab es seit der deutschen Einheit nur 2005. Als Ursache gilt vor allem die Abschwächung der Konjunktur im zweiten und dritten Quartal 2012.
Das Lehrstellenangebot von Unternehmen und Verwaltung sank bundesweit um 14 500 Plätze auf 584 500 (minus 2,4 Prozent). Zugleich ging die Zahl der Bewerber demografisch bedingt weiter zurück, und zwar um 2,2 Prozent. 76 000 Bewerber hatten bis zum gesetzlichen Stichtag 30. September 2012 keine Lehrstelle gefunden. Das waren 5,4 Prozent mehr als im Vorjahr.
Die Zahl der Jugendlichen, die nach ihrem Schulabgang von der Bundesagentur für Arbeit zunächst monatelang "in der Warteschleife" untergebracht werden, ging erfreulicherweise auf rund 250 000 zurück. Gleichwohl wird diese Zahl von den Experten nach wie vor als viel zu hoch angesehen - zumal die Wirtschaft zunehmend über Fachkräftenachwuchs klagt, freie Lehrstellen nicht besetzen kann und Einstiegspraktika in den Betrieben ungenutzt bleiben./th/DP/zb
AXC0017 2013-05-15/05:49