Freiburg (ots) - Zu den großen Themen der Zeit gehören der Klimawandel, die achtjährige Gymnasialzeit (G8) und der Drang junger Menschen, ihre Freizeit vor dem Computer verbringen zu wollen. An diesem Wochenende dürften diese Themen zumindest in Titisee-Neustadt nicht groß diskutiert werden. Gleichwohl werden sie die Weltcup-Skispringen begleiten, die am Samstag und Sonntag die Schwarzwald-Doppelstadt in den Fokus der Sportwelt bugsieren. Vor beinahe sieben Jahren, am 3. und 4.Februar 2007, segelte ein Pole namens Adam Malysz auf der Hochfirstschanze in Neustadt zu einem Doppelsieg - seither gab es im Schwarzwald im Winter kein einziges Skispringen mehr - zumindest nicht in der ersten Kategorie, dem Weltcup. Damals wurden die Neustädter Opfer eines zu Ende gehenden Hypes, bei dem aus Skispringen Events gemacht wurden. Die Athletengeneration um Sven Hannawald und Martin Schmitt hatte nach der Jahrtausendwende diesen Hype entfacht - und der TV-Privatsender RTL hatte ihn angeheizt. Zahnspangentragende Girlies säumten die Schanzen und jubelten zahnspangentragenden Jünglingen zu, die nur wenig älter waren als sie selbst und leicht wie eine Feder sein mussten, um auf dem Siegertreppchen zu landen. Dann sanken die Einschaltquoten, RTL kündigte den fürstlich dotierten Vertrag mit dem Deutschen Ski-Verband (DSV), deutsche Siege wurden rar - und schwuppdiwupp ließ auch das Interesse der Girlies nach, sich für die springenden Hungerhaken die Füße abzufrieren. Die Hochfirstschanze in Titisee-Neustadt, in den Jahren zuvor mit Millionenaufwand zu einer modernen Anlage aufgepäppelt, schien auf dem besten Weg, eine Sportruine zu werden. Nur noch zweitklassige Continentalcup-Wettbewerbe fanden auf dem Bakken statt. Auch deshalb, weil für die Schwarzwälder seit jeher die Wettkämpfe an sich eine größere Bedeutung hatten als das Drumherum, bei dem Fernsehsender weder Kosten noch Mühen scheuen, um Promis an die Schanze zu karren, und Mega-Partys für bedeutsamer halten als den Sport selbst. Die Schwarzwälder, die einst eine Schnapsidee in die Tat umgesetzt hatten und 2001 ihr erstes Weltcupspringen ausrichten durften, grämten sich ob dieser Entwicklung. Aber sie lernten, wenn auch zum Teil widerwillig, sich mit den Vorgaben der TV-Sender und des Ski-Weltverbandes (FIS) zu arrangieren. Was aber noch wichtiger ist: Die manchmal ziemlich störrischen Wälder flüchteten nicht in Lethargie. Vielmehr glaubten sie an "ihren" Weltcup - und nun wird ihre Hartnäckigkeit belohnt. Sie spielen wieder in der ersten Liga des Sprungsports. Zunächst nur in diesem Jahr, aber mit der Aussicht, 2015/16 erneut die Weltelite bei sich zu vereinen. In Zeiten des Klimawandels kann intensiv darüber diskutiert werden, ob es - wie in Titisee-Neustadt - über den Sommer konservierten Schnee braucht, um Wettbewerbe auszutragen. Es darf auch bezweifelt werden, ob es überhaupt einer Weltcup-Veranstaltung bedarf, um die Nachwuchsathleten bei der Stange zu halten, wenn sie zwischen Schule und Computer noch Energie für ihren Leistungssport aufbringen sollen. Auf der anderen Seite vergibt sich der Schwarzwald, wo 1891 der erste deutsche Skiclub gegründet wurde (SC Todtnau), nichts, wenn er die besten Skispringer für ein Wochenende bei sich begrüßen darf. Im Gegenteil: Er wirbt für sich. Der Weltcup wird dieses Jahr in Titisee-Neustadt als Geschenk und Lohn zugleich empfunden. Als Geschenk, weil die Wiege des deutschen Skisports bei hochkarätigen Veranstaltungen nicht außen vor sein sollte. Und als Lohn für die Anstrengungen, stets für bestmögliche Bedingungen für die Sportler zu sorgen - ganz gleich, ob in der zweiten Liga (Continentalcup) oder in der ersten Liga (Weltcup) gesprungen wird.
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