Freiburg (ots) - Kunst kommt von Können, doch mit dieser Kunst können viele nichts anfangen. In der neuen U-Bahn-Haltestelle Heumarkt in Köln hängt eine Lautsprecher-Installation, bei der zahlreiche Fahrgäste bloß Bahnhof verstehen: In den Abendstunden werden per Anzeigetafel Sonderzüge angekündigt, die anschließend bloß akustisch durch die Station rauschen. Ein Schelm, wer glaubt, die Kölner Verkehrsbetriebe (KVB) wollten damit nur all jene Züge kaschieren, auf die Pendler auch ohne Kunstprojekt regelmäßig warten. Offiziell zumindest geht es darum, die permanente Mobilität zu karikieren. Dumm nur, dass KVB auf Kölsch bereits schon jetzt häufig mit "Kommt vielleicht bald" übersetzt wird. Und wer weiß, vielleicht fragt tatsächlich bald der ein oder andere am Bahnsteig: "Tschuldigen Sie, ist das der Sonderzug nach Porz?" Immerhin, es hätte noch viel schlimmer kommen können. Ein Zug, nicht nach Ostberlin, aber vielleicht nach Hogwarts. Man stelle sich, wie eine Leserin des Kölner Stadtanzeigers nur einmal vor, der Künstler hätte in Anspielung auf Harry Potter Geisterzüge geplant, die von Gleisen abfahren, die es gar nicht gibt. Noch viel mehr als die nun 1,5 Millionen Euro für die vier Kunstprojekte der neuen Nord-Süd-Stadtbahn hätte Köln so vergraben können. Und Erschütterungen in der Stadt und nicht bloß im Dom wären sicher. Doch dieser Zug ist abgefahren. Es bleibt bei der systemkritischen Sonderzug-Variante, und das ist auch gut so. Schließlich konnte auch Udo Lindenberg mit seinem Sonderzug noch vor der Wende in Ostberlin auftreten. Für die Kölner besteht also durchaus Hoffnung, dass dr' Zoch doch noch kütt. Und spätestens Karneval werden sie wieder wissen, was es mit dem "Jeisterzoch" wirklich auf sich hat. Wer so lange nicht warten will, der sollte die ebenfalls neue Haltestelle Breslauer Platz besuchen. Dort sollen zwar die Züge streng nach Plan fahren, aber Papageien aus Lautsprechern schnattern. Zum Glück sind beide Kunstprojekte nicht kombiniert worden.
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