Freiburg (ots) - Beim Gänsekeulenabknabbern kann es in dieser ach so besinnlichen Zeit nie ein Fehler sein, über das Laute, Schnelle, Unreflektierte in unserem Leben nachzudenken. Zumal wenn es ein so gruseliges Beispiel dafür gibt wie dieser Tage. Bekanntlich hat sich da eine junge US-amerikanische PR-Managerin in New York in den Flieger gesetzt und vorher getwittert: "Fliege nach Afrika. Hoffentlich bekomme ich kein Aids. Mache nur Spaß. Bin weiß." Und während sie sich beim Käsesandwich vielleicht gemütlich ein Filmchen angesehen hat, hat sich ihre Kurznachricht im Netz quasi verselbstständigt, wurde Tausende Male weiter verbreitet. Als die bis dato völlig unbekannte Justine Sacco in Südafrika landete, hatte sie einen webweit bekannten Namen, einen Job weniger und offenbar Morddrohungen am Hals. Man könnte jetzt einfach ziemlich angewidert von dieser gedankenlos dahingetippten rassistischen Unsäglichkeit von der Gänsekeule zum Zimtparfait übergehen. Doch auch wenn sicher die meisten von uns einen Kleinwagen darauf wetten würden, dass ihnen solch eine Entgleisung nicht passieren würde: Wer noch nie in seinem Leben politisch inkorrekt war, werfe die erste Christbaumkugel. Insgeheim kennt jeder diesen unerklärbaren Reflex, auf einmal etwas sehr Bescheuertes, Fieses, Randgruppendiskriminierendes zu sagen, was man selbstverständlich eigentlich überhaupt nicht so meint. Die gute Botschaft dieser Geschichte ist, dass sie belegt, was viele längst vermuten: Das Internet ist keine Sondermülldeponie, auf der jeder ungestraft seinen Mist abladen kann. Das Internet wirft den Sondermüll gern mal wieder zurück. Für Justine Sacco, die im Übrigen in Südafrika zur Welt kam, ist erstmal nichts mehr, wie es vor den 64 Zeichen war. Wann sie wo wieder Arbeit finden will? Sie dürfte sicher - nachdem sie sich längst in aller Ausführlichkeit entschuldigt hat - viel Zeit haben, um nachzudenken. Und das kann bekanntlich nie schaden. Weder virtuell noch über dem Zimtparfait...
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