Karlsruhe (ots) - Nun, noch kurz bevor der Welt größtes Wintersport-Spektakel pompös eröffnet wird, tat die Eisschnellläuferin Jenny Wolf Ungewöhnliches. Ausgerechnet ihrem Landsmann Thomas Bach spuckte sie in die schmackhaft angerührte Sotschi-Suppe. "Es geht nur um Leistung, die Sportler, nicht um den Kommerz. So habe ich mir das als Kind vorgestellt. Davon sind wir weit weg, nur die Marke Olympia zählt noch", klagte die Silbermedaillengewinnerin von Vancouver. Jeder rede immer von den Spielen als etwas Großem. "So toll ist es aber eigentlich gar nicht", findet Wolf. So viel Ehrlichkeit nimmt sich herzerfrischend aus in einer Zeit, da Athleten die verbalen Kanten scheuen und sich lieber an die Textformeln der Funktionäre halten. Nun: Bach, der bei den heute beginnenden Spielen erstmals als Präsident des Internationalen Olympischen Komitees das von seinem Vorgänger Jacques Rogge übernommene Erbe zu vertreten hat, ist nicht ein jeder. Dennoch versicherte er auch gestern aller Welt, dass sie "große Spiele" zu erwarten habe. Die deutsche Flagge wird die zu nettem Lächeln wie zu netten Leistungen fähige Skirennläuferin Maria Höfl-Riesch ins Stadion tragen - nicht, wie spekuliert, die im dritten Athletinnen-Frühling aussichtsreich übers Eis flitzende Claudia Pechstein. Die Berlinerin sieht sich durch einen juristisch fragwürdig aufgearbeiteten Doping-Konflikt stigmatisiert. Sportpolitisch wäre sie die angreifbarere Fahnenschwenkerin gewesen. Der Bachs Vermarktungsstrategie der großen Spiele ermöglichende und gleichzeitig erschwerende Umstand heißt Wladimir Putin: Der Kremlchef hat gerade betont, dass es seine Idee war, den Kurort am Schwarzen Meer für die Spiele zu Russlands Wintersportzentrum aufzubauen. Mit Kosten zwischen 40 und 50 Milliarden Dollar, die angeblich notwendig waren, um die Infrastruktur für die erste olympische Schnee-Ausgabe unter Palmen in den Subtropen zu schaffen, sind die Spiele der Hausmarke Putin so teuer wie keine Winterspiele zuvor. Sicherheitsbedenken, Korruptionsvorwürfe, Diskriminierungen Homosexueller, Menschenrechtsverletzungen und Naturvergewaltigungen - die Entstehungsgeschichte und die Hintergrundgeräusche der auf Hochglanz getrimmten Muskelspiele prallten an Bach indes ebenso ab wie an Putin. Dem einen geht es - da mag Wolf richtig liegen - um die Fünf-Ringe-Marke und deren Geschäftsinteressen. Dem anderen wohl mehr um Streicheleinheiten für sein gigantisches Ego und um eine Demonstration russischer Potenz.
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