Karlsruhe (ots) - Als Frank-Walter Steinmeier 2009 zum letzten Mal als Außenminister nach Washington flog, bevor er eine längere Pause auf den Oppositionsbänken einlegte, hing der deutsch-amerikanische Himmel noch voller Geigen. Barack Obamas rhetorische Brillanz ließ manchen auf Wunder hoffen, zur Erleichterung Deutschlands war die atomare Abrüstung zurückgekehrt auf die globale Tagesordnung, die Schließung des Lagers Guantánamo schien in greifbarer Nähe. Edward Snowden hatte die Sammelwut der NSA noch nicht dokumentiert. 2014 regiert die Ernüchterung. Das Camp Guantánamo gibt es noch immer, das Projekt einer transatlantischen Freihandelszone, vom Exportweltmeister Deutschland energischer vorangetrieben als von anderen in der EU, stößt im Kongress auf Bedenken, vor allem unter Obamas demokratischen Parteifreunden, die bisweilen auf protektionistische Abschottung umschalten, wenn sie um amerikanische Jobs fürchten. Die NSA-Affäre entpuppt sich als hartnäckiger Störfaktor, ein No-Spy-Abkommen bleibt Illusion. Die Supermacht wird sich nicht zum Verzicht auf Spionage verpflichten. Über allem steht die kühle Erkenntnis, dass auch Präsident Obama knallhart amerikanische Interessen vertritt. Fünf Jahre nach dem Höhenflug geht es um die Mühen der Ebene, ums Kitten einer bröckelnden Allianz. Was sich geändert hat, ist die amerikanische Erwartungshaltung. Kaum eine Expertenrunde zum transatlantischen Thema, die heute nicht die Frage debattiert, ob denn nun Deutschland auch geopolitisch Washingtons wichtigster Partner in der Alten Welt wird.
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