Auf dem hart umkämpften Markt der
Container-Schifffahrt entsteht ein neuer Branchen-Riese: Die
Hamburger Traditionsreederei Hapag-Lloyd und CSAV aus Chile wollen
ihr Containergeschäft zusammenlegen. Die Unternehmen unterzeichneten
am Mittwoch in Hamburg einen bindenden Vertrag. Im kommenden Jahr
soll das neu formierte Unternehmen an die Börse gehen. Dies sei mit
den anderen Hapag-Lloyd-Anteilseignern verbindlich festgelegt,
schreibt der Chef des Großaktionärs Tui
Die Tui-Aktie reagierte mit einem Kurssprung um zeitweise fast
sieben Prozent auf die Nachrichten. Um die Mittagszeit lag das
Papier mit 5,93 Prozent im Plus bei 12,05 Euro und war damit mit
Abstand stärkster Wert im MDax
HOFFEN AUF DEN TUI-AUSSTIEG
Für Tui sei die Reederei-Fusion womöglich eine gute Gelegenheit, seine verbliebene Beteiligung an Hapag-Lloyd zu einem guten Preis abzustoßen, urteilte Equinet-Analyst Jochen Rothenbacher. Sein Commerzbank-Kollege Johannes Braun gab jedoch zu bedenken, dass es bis zu einem Börsengang Mitte oder Ende 2015 im schwierigen Containergeschäft noch eine lange Zeit sei.
Der Tui-Konzern plant seit langem den Rückzug aus der Container-Schifffahrt, in die er mit der Mehrheitsübernahme von Hapag-Lloyd samt Flug- und Kreuzfahrtgeschäft 1997 eingestiegen war. Eigentlich sollte das Container-Engagement die Schwankungen im Geschäft mit Urlaubsreisen abfedern. Zuletzt brachte es allerdings nur Verluste.
HAUPTSITZ BLEIBT HAMBURG
Durch die Fusion der Container-Reedereien entsteht nun das weltweit viertgrößte Unternehmen der Branche. Es kommt auf einen Gesamtumsatz von rund 12 Milliarden Dollar (8,7 Mrd Euro). Die Waren in mehr als jährlich sieben Millionen Standardcontainern (TEU) werden von mehr als 200 Schiffen transportiert. Der Hauptsitz des Unternehmens bleibt Hamburg. Zudem will Hapag-Lloyd für das Lateinamerika-Geschäft eine Regionalzentrale in Chile aufbauen.
Bei Hapag-Lloyd soll sich nun auch die Aktionärsstruktur ändern: Die Compañía Sud Americana de Vapores, wie CSAV mit vollem Namen heißt, beteiligt sich zunächst mit 30 Prozent an dem Unternehmen. Nach Abschluss der Transaktion soll es eine Kapitalerhöhung von 370 Millionen Euro geben, zu der CSAV 259 Millionen Euro beiträgt. Damit steigt ihr Anteil weiter auf 34 Prozent. Der Anteil der bisherigen Aktionäre, darunter der Logistikunternehmer Klaus-Michael Kühne, die Stadt Hamburg und der Tui-Konzern, liegt dann bei rund 66 Prozent. Eine weitere Kapitalerhöhung über erneut 370 Millionen Euro soll über den Börsengang erfolgen.
PREISKAMPF UND ROTE ZAHLEN
Die Branche steckt seit Jahren in der Krise. Überkapazitäten, ein harter Konkurrenzkampf bringen Verluste. Beide Reedereien wiesen für 2012 und 2013 rote Zahlen aus. Allerdings wurde sowohl bei Hapag-Lloyd (2013: 97,4 Mio Euro) als auch CSAV (169 Mio Dollar) das Minus eingedämmt. Von ihrem Zusammenschluss versprechen sich die Unternehmen, im weltweiten Schifffahrtsmarkt schlagkräftiger agieren zu können.
Hapag-Vorstandschef Michael Berendt sprach von einem Meilenstein in der Unternehmensgeschichte. Der Hamburger Finanzsenator Peter Tschentscher (SPD) sieht den Schifffahrtsstandort der Hansestadt durch die Fusion gestärkt. Allerdings müssen die Kartellbehörden dem Vorhaben noch zustimmen. Zudem dürfen nicht mehr als fünf Prozent der CSAV-Minderheitsaktionäre ihr Rückzugsrecht ausüben. Dies wird sich bis zum 20. April entscheiden.
Hinter CSAV steht maßgeblich die Holding Quinenco der chilenischen Familie Luksic. Sie ist in der Lebensmittelindustrie ebenso engagiert wie in der Finanzbranche - und in der Schifffahrt./stw/akp/rek/men/fbr
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AXC0106 2014-04-17/13:25