Als der Euro gegenüber dem US-Dollar innerhalb von vier Handelstagen seine Handelsbandbreite der vergangenen drei Monate so einfach von oben nach unten durchpflügte, mag der eine oder andere Akteur erschrocken aufgewacht sein. Dennoch handelt es sich nicht um einen außerordentlichen Rückschlag der Gemeinschaftswährung. Zunächst ist es nicht mehr als eine relativ große Veränderung nach einer vergleichsweise ruhigen Zeit und manch einer mag im ersten Moment gedacht haben: "Naja, jetzt hat Mario Draghi wieder allein aufgrund der Macht seiner Worte den Euro erfolgreich gedrückt".
Dennoch frage ich mich, was die Devisenhändler von der EZB bei ihrer Sitzung Anfang Juni eigentlich erwarten, wenn man bedenkt, dass der Durchschnittkurs der vergangenen 100 Handelstage von Euro/US-Dollar bei 1,3740, im 200-Tage-Fenster bei 1,3623 liegt. Als mich dann auch noch mein früherer Mitstreiter Herman Brodie darauf aufmerksam machte, der Euro-Index, also der Euro gegenüber einem Korb von mehreren Valuten, befände sich seit gestern sogar bereits unter seiner 200-Tage-Linie, muss ich ihm zustimmen, dass eine quantitative Lockerung in Form von Anleihekäufen alleine wegen eines angeblich zu festen Euro wohl keinen Sinn macht. Nach dieser Logik müssten sich die derzeitigen Euro-Baissiers mit jedem Prozent, das der Euro weiter an Wert verliert, sogar Sorgen um ihre Profitabilität machen.
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