Bis heute bin ich mir nicht im Klaren darüber, wie spektakulär und neu das Ergebnis der jüngsten Sitzung der Europäischen Zentralbank am vergangenen Donnerstag tatsächlich war. Bereits die Reaktion des Euro-Wechselkurses gegenüber dem US-Dollar zeigt, dass zumindest die Devisenhändler sowohl eine Leitzinssenkung als auch negative Zinsen auf Bankeinlagen längst eingepreist hatten. Und auch die anderen von der Zentralbank beschlossenen Maßnahmen scheinen viele Akteure nicht von einem großen Wurf in Sachen Inflationsbekämpfung überzeugt zu haben. Ich selbst gehöre ebenfalls zu denen, die sich des Eindrucks nicht erwehren können, die EZB hinke den immer weiter sinkenden Inflationsraten derart hinterher, dass auch die jüngsten Maßnahmen kaum etwas ändern werden.
Dazu passt auch, was das ehemalige EZB-Direktoriumsmitglied Lorenzo Bini Smaghi am vergangenen Donnerstag in einem Interview mit dem TV-Sender CNBC geäußert hat. So kritisierte er, die EZB habe mit ihrer Entscheidung zu lange auf ein Mitglied des Rates warten müssen. Genauer gesagt habe es sich dabei um einen Deutschen gehandelt. Man muss nicht besonders viel Fantasie entwickeln, um sofort zu erkennen, dass damit Jens Weidmann gemeint war. Denn der Bundesbankpräsident ist in den vergangenen beiden Jahren immer wieder als Skeptiker und fast schon notorischer Neinsager zu möglichen EZB-Maßnahmen aufgefallen. Vor allen Dingen, wenn es um quantitative Lockerungen ging. Bini Smaghi machte im CNBC-Interview aber auch deutlich, man habe so lange auf ein Handeln der EZB warten müssen, weil diese für ihre Entscheidungen Einstimmigkeit anstrebe. Eine Verfahrensweise, die er für eine Zentralbank als nicht besonders effizient ansehe.
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