Von Paul Hannon
LONDON--Die Bank of England (BoE) hat keinen "vorab festgelegten Zeitplan" für die erste Zinserhöhung nach der Finanzkrise. Bei der Ratssitzung am 9. und 10. Juli diskutierten die Währungshüter jedoch die Vor- und Nachteile einer frühzeitigen Straffung der Geldpolitik. Das Protokoll der Sitzung enthüllte, dass alle neun Ratsmitglieder dafür stimmten, den Leitzins auf dem Rekordtief von 0,50 Prozent zu belassen.
Wie in den früheren Monaten erklärten einige Währungshüter, die Entscheidung sei nun von einer "größeren Ausgewogenheit" getragen. Es seien die Argumente für und gegen eine frühe Zinserhöhung abgewogen worden.
So habe sich für einige Ratsmitglieder das Risiko verringert, dass eine kleine Zinserhöhung die wirtschaftliche Expansion aus dem Tritt bringt. Andere Währungshüter argumentierten jedoch, dass die realen Löhne immer noch nicht stiegen und dass eine Zinserhöhung die Wirtschaftserholung "destabilisieren" könnte. Eine vorzeitige Erhöhung könnte die Wirtschaft anfällig für Schocks machen.
Der Geldpolitische Rat war sich einig, dass das schwache Lohnwachstum offensichtlicher geworden sei, während die Arbeitslosenquote stark zurückgehe. Diese Kombination habe die Unsicherheit über den Auslastungsgrad in der Wirtschaft erhöht. "Es könnte daher argumentiert werden, bei der Einschätzung des Inflationdrucks die erwartete Entwicklung der Kosten, insbesondere der Lohnkosten, stärker zu beachten", hieß es im Protokoll.
Die BoE würde die erste große Notenbank sein, die nach dem Ende der großen Finanzkrise mit einer Erhöhung der Zinsen beginnt. Die US-Notenbank dürfte erst zur Jahresmitte 2015 zur Tat schreiten. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat unterdessen ihren Zins weiter gesenkt und ein umfangreiches Paket zur Steigerung der Kreditvergabe auf den Weg gebracht, während die Bank of Japan unverdrossen weiter Milliarden in das heimische Finanzsystem pumpt.
Das starke Wirtschaftswachstum in Großbritannien und die zurückgehende Arbeitslosigkeit bringen die Notenbank allmählich in Zugzwang. Zudem schürt der heiß laufende Immobilienmarkt Angst vor einer konjunkturellen Überhitzung. Viele Investoren rechnen mit einer Zinserhöhung im Frühjahr 2015. Nach entsprechenden Signalen von Gouverneur Mark Carney wird aber auch eine Straffung gegen Jahresende für möglich gehalten.
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July 23, 2014 05:31 ET (09:31 GMT)
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