Von Shayndi Raice und Christopher Alessi
Der deutsche Technologiekonzern Siemens kauft den amerikanischen Ölindustrieausrüster Dresser-Rand für 7,6 Milliarden US-Dollar und hofft nun, kräftig am US-Schiefergasboom mitzuverdienen.
Siemens zahlt Dresser-Rand 83 Dollar je Aktie in bar. Der Börsenkurs des US-Konzerns war bereits am Freitag um 9,4 Prozent auf 79,91 Dollar beim Börsenschluss gestiegen, nachdem bereits durchgesickert war, dass Siemens eine Offerte vorlegen könnte.
Der Dax-Konzern hat den Schweizer Rivalen Sulzer ausgestochen, der nach Angaben gut informierter Personen mit Dresser-Rand über einen aktienbasierten Zusammenschluss verhandelt hat. Die Tatsache, dass Siemens die Übernahme komplett in bar bezahlen wird, dürfte dem Technologiekonzern den entscheidenden Vorsprung im Bieterrennen gegeben haben, sagen Analysten. Siemens hat im Jahr 2013 fast 76 Milliarden Euro Umsatz gemacht, während Dresser-Rand im selben Zeitraum umgerechnet 2,34 Milliarden Euro Umsatz erwirtschaftete.
Der Zukauf passt zur Strategie von Siemens-Vorstandschef Joe Kaeser, die Präsenz des Konzerns auf dem amerikanischen Energiemarkt zu stärken und am Schiefergasboom in den USA mitzuverdienen.
Siemens stellt Gasturbinen und Ausrüstung für Gasförderer her. Über den Zusammenschluss mit Dresser-Rand - ein Unternehmen, das Kompressoren, Turbinen und andere rotierende Maschinen produziert - kann Siemens sein Dienstleistungsangebot im Bereich der Gasförderung ausweiten. Das könnte dem Konzern helfen, sich gewinnbringend am Geschäft mit hydraulischem Fracking in den USA zu beteiligen.
Wachsende Nachfrage nach Teilen für Ölbohrplattformen
Das große Zulieferernetz von Siemens würde es dem Dax-Konzern ermöglichen, sich Dresser-Rands profitables Ersatzteilgeschäft und dessen "sehr hohen Zufluss an wiederkehrenden Einnahmen" zunutze zu machen, hatte Robert Norfleet, ein Analyst der Anlageberatung Alembic Global, der sich mit Dresser-Rand befasst, gesagt. Nach Einschätzung von Analysten dürfte Dresser-Rand gleichzeitig von der wachsenden Nachfrage nach Kompressoren für Offshore-Ölbohrplattformen profitieren. Diese Nachfrage wird von der expandieren US-Energieindustrie angeheizt.
Neben Siemens sind auch die deutschen Chemiekonzerne BASF und Wacker Chemie im amerikanischen Energiemarkt aktiv. Sie mischen dort in der Schiefergas-Produktion mit, die in den USA boomt, aber in Deutschland nach wie vor hochgradig umstritten ist.
Im Mai machte Kaeser die Amerikanerin Lisa Davis zur Leiterin der Siemens-Sparte "Power". Erstmals wird dieser Bereich damit direkt aus den USA gesteuert. Zudem kaufte Siemens im Mai das zivile Energiegeschäft des britischen Turbinenherstellers Rolls-Royce Holdings für rund 1,3 Milliarden Dollar. Die Sparte hat viele Kunden in der Öl- und Gasproduktion.
Im Juni unterlag Siemens dem US-Rivalen General Electric GE im Bieterkampf um das Energiegeschäft des französischen Gasturbinen-Herstellers Alstom.
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September 22, 2014 00:09 ET (04:09 GMT)
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