Mainz (ots) - Die Gewerkschaft der Lokomotivführer ist dabei, mit Wucht aufs Abstellgleis zu fahren. Mit einem erneuten Streik verspielte sie die letzten Sympathien, die ihr in der Bevölkerung noch entgegengebracht werden. Eine "Zumutung" nennt der Fahrgastverband Pro Bahn den Arbeitsausstand der Lokomotivführer. Und die IG Metall hat Zweifel daran, dass die Spartengewerkschaft Zuständigkeiten für Berufsgruppen reklamieren kann, obwohl sie dort nur wenige Mitglieder hat. Während SPD-Generalsekretärin Yasmin Fahimi mahnt, die GDL tue der Gewerkschaftsbewegung insgesamt keinen Gefallen. Je mehr dem GDL-Bundesvorsitzenden Claus Weselsky der Wind ins Gesicht weht, desto mehr bläst er sich auf. Der Bahn hat er am Montag "Tarifeinheitswahn" vorgeworfen. Sie provoziere mit der erneuten Vorlage eines "Tarifdiktates" weitere Arbeitskämpfe. Der nächste Streik der Lokomotivführer könnte, so wird es kolportiert, 91 Stunden dauern. Die drastische Wortwahl und das immer größere Drohpotenzial, das zur Schau getragen wird, dokumentieren, dass da jemand mit dem Rücken zur Wand kämpft. Da ist das von Arbeitsministerin Andrea Nahles angekündigte Gesetz zur Tarifeinheit, mit dem den Weselskys dieser Welt das Wasser abgegraben wird. Da kippt die Stimmung in der Bevölkerung, die sich nicht mehr von einer kleinen Berufsgruppe in Geiselhaft nehmen lassen will, um überzogene Forderungen oder Machtansprüche durchzusetzen. Da schrumpft schließlich selbst innerhalb der GDL das Verständnis für Weselsky und wächst die Überzeugung, dass mit ihm kein Arbeitskampf zu gewinnen ist.
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