Mainz (ots) - Manipulationen bei Organtransplantationen würden "nicht mehr als Kavaliersdelikt angesehen", erklärt die Deutsche Transplantationsgesellschaft. Nicht "mehr"? War das denn früher ein "Kavaliersdelikt"? Das würde ein erschütterndes Licht werfen, sowohl auf diejenigen, die über die Zuteilung von Spenderorganen zu entscheiden hatten, als auch auf jene, die Fehlverhalten nicht sahen, nicht sehen wollten, nicht verfolgten. Manipulationen dieser Art sind schlicht und ergreifend eines: kriminell. Und sie richten offensichtlich einen Vertrauensschaden an, der kaum reversibel ist. Dies ist vermutlich die schwerwiegendste, wenn auch nicht die einzige Ursache dafür, dass die Spendenbereitschaft nach den Zahlen der Stiftung Organtransplantation erneut zurückgegangen ist. Sich einen Organspendeausweis in die Brieftasche zu stecken, setzt eine bewusste Entscheidung voraus, und die wiederum erfordert die Befassung mit einem extrem heiklen Thema: dem eigenen Tod. Davor drückt man sich gerne. Entweder, weil es so heikel ist, oder, weil man überhaupt am liebsten in Ruhe gelassen würde vor Papierkram unterhalb der Dringlichkeitsstufe "Steuererklärung/3. Mahnung". Viel lieber beschäftigt sich der Deutsche in seiner Freizeit mit Angeboten für Urlaube oder Kraftfahrzeuge. Das ist menschlich absolut verständlich, sollte aber mit dem Bewusstsein einhergehen, dass man selbst in die Lage kommen könnte, auf ein Spenderorgan angewiesen zu sein. Dass eine bewusste Entscheidung getroffen wird, ist nicht zu viel verlangt. Fällt sie gegen den Spenderausweis aus, dann ist selbstredend auch dies, um es klar zu sagen: uneingeschränkt akzeptabel. In einer Angelegenheit, die den innersten Persönlichkeitskern berührt, Druck auszuüben, ist nicht hinnehmbar.
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