Die Deutsche Bahn steht im aktuellen Tarifkonflikt wieder vor einer kritischen Phase. An diesem Freitag führt der Konzern getrennte Verhandlungen mit den beiden Gewerkschaften EVG und GDL. Sollten die dabei erhofften Fortschritte ausbleiben, könnten den Bahnkunden wieder Streiks drohen. Ein Spitzengespräch mit den drei Beteiligten war am Dienstagabend in Köln ohne Verständigung auf künftige gemeinsame Verhandlungen zu Ende gegangen.
Daran hatten Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber sowie die Vorsitzenden der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG), Alexander Kirchner, und der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL), Claus Weselsky, teilgenommen.
Die EVG bewertete den Ausgang als "Scheitern" und wies der GDL die Schuld dafür zu. Gemeinsame Gespräche kämen "nun nicht mehr in Frage". Ein Streik der EVG sei nicht auszuschließen, sagte Kirchner in Köln. "Das ist aber kein Mittel, das wir leichtfertig ausrufen", stellte Kirchner fest.
Die GDL wollte erst am Mittwochnachmittag Stellung zur aktuellen Lage nehmen. In der vorigen Woche hatte die Lokführergewerkschaft erklärt, sie nehme die Einladung der Bahn zu Tarifverhandlungen an. Bei der Bahn hieß es am Mittwoch, die Lokführergewerkschaft habe ihre Teilnahme für Freitag zugesagt.
Die Bahn habe bei dem Gespräch in Köln feststellen müssen, "dass organisationspolitisch, tarifpolitisch die beiden Gewerkschaften EVG und GDL doch deutlich auseinander sind", sagte Weber im Deutschlandfunk. Dennoch habe das Treffen zu einem Ergebnis geführt - den Verhandlungen am Freitag: "Das ist ein vernünftiges Ergebnis, weil wir wieder am Tisch sitzen, und nur am Tisch können wir zu Ergebnissen kommen", fügte Weber hinzu.
Erklärtes Ziel der GDL ist es jedoch, eigene Tarifverträge für ihre Mitglieder beim gesamten Zugpersonal durchzusetzen - etwa für Zugbegleiter oder für Lokrangierführer. Für die Lokführer hat die Gewerkschaft das bereits vor Jahren erreicht. Von ihrer Position ist sie bislang nicht abgerückt. Für ihr Anliegen hat die GDL seit Anfang September sechs Mal zum Streik aufgerufen. Dadurch wurde der Bahnverkehr jeweils empfindlich getroffen, etwa zwei Drittel der Personenzüge fielen aus.
Nun will die Bahn an diesem Freitag in Frankfurt getrennte Tarifverhandlungen führen. Die Bahn wird nach eigenen Angaben zunächst mit der EVG sprechen und anschließend mit der GDL. Sie werde beiden Gewerkschaften jeweils ein Angebot zu deren Forderungen vorlegen, kündigte das Unternehmen an. Zu den Inhalte der Angebote wollte die Bahn vorab nichts sagen./brd/DP/fbr
AXC0146 2014-11-19/13:46