Liebe Leserin, lieber Leser,
ich gestehe - den österreichischen Aktienmarkt hatte ich lange nicht im Blickfeld.
Chinesische H-Aktien, sambische Aktien, Anleihen in australischen Dollar, Hebel-Zertifikate auf Rohstoffe, das fand ich alles spannender.
Generell mag ich es durchaus, antizyklisch zu handeln. Falls möglich, dann auch im realen Leben - also z.B. gerade nicht Samstagvormittag in der Innenstadt "shoppen" gehen…
Genau deshalb bin ich im letzten Jahr auf den österreichischen Aktienmarkt aufmerksam geworden.
Denn der österreichische Aktienmarkt litt unter dem was bei den Profis als "Russland Exposure" bezeichnet wird. Gerade die starke Fixierung der österreichischen Wirtschaft auf Osteuropa im Allgemeinen und Russland im Besonderen wird derzeit als Belastung empfunden.
Eine Filiale der Raiffeisen Bank in der westlichen Ukraine
Was derzeit für viele Marktteilnehmer als Belastung gilt, ist mittel- bis langfristig eine Chance, finde ich! Quelle: Wikipedia
Dass genau das aber sich in einigen Jahren voraussichtlich auszahlen wird - sehen viele Anleger nicht. Quartalszahlen-Denke, so nenne ich das.
Ich hatte mir einige österreichische Aktien näher angeschaut und auch besprochen - zuletzt die Palfinger-Aktie. Siehe dazu die Klartext-Ausgabe vom 17. Dezember 2014.
Hiermit nun möchte ich eine weitere österreichische Aktie genauer unter die Lupe nehmen, und zwar die Raiffeisen Bank International.
Raiffeisen Centrobank AG: Emittent diverser Zertifikate
Vielleicht kennen Sie die "Raiffeisen Centrobank AG". Ich schaue mir gerne Scheine dieses Emittenten an - denn da werden oft Nischenmärkte abgedeckt, die mich interessieren.
Denn die Raiffeisen Centrobank AG ist ein Emittent von Zertifikaten und in Österreich war sie der Pionier am Zertifikatemarkt. Sie deckt als österreichische Investmentbank das übliche Spektrum ab und zeichnet sich durch zahlreiche strukturierte Produkte aus.
Darunter auch Zertifikate auf Basiswerte aus dem osteuropäischen Bereich, und viele Rohstoff-Produkte. Die Raiffeisen Centrobank vermeldet dazu:
"Alle Zertifikate notieren an den Börsen Wien, Stuttgart und Frankfurt. Im Zuge des Ausbaus der Aktivitäten in Zentral- und Osteuropa hat Raiffeisen Centrobank als erster Emittent Zertifikate an den Börsen Prag, Warschau und Budapest eingeführt."
Quelle: Über uns - Raiffeisen Centrobank
Die Muttergesellschaft der Raiffeisen Centrobank ist die "Raiffeisen Bank International AG".
Dazu einige Fakten:
- Die Raiffeisen Bank International AG (RBI) hat eine Bilanzsumme von rund 136 Mrd. Euro und knapp 59.000 Mitarbeiter (beides 2013).
- Sie ist eine Tochtergesellschaft der Raiffeisen Zentralbank Österreich AG, welche indirekt ca. 60% der Aktien der RBI hält.
- Der Rest der Aktien ist im Streubesitz.
Die 9-Monats-Zahlen 2014 der Raiffeisen Bank International habe ich mir natürlich angeschaut - hier die Eckdaten:
- Der Konzern-Periodenüberschuss lag mit 225 Mio. Euro ordentlich im Plus - doch ging gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum um 45,2% zurück (voriger Wert: 411 Mio. Euro).
- Der "Return on Equity" = Eigenkapitalrendite (vor Steuern) lag bei 5,8%. Auch das ein deutlicher Rückgang gegenüber dem Vorjahreszeitraum, als dieser Wert noch bei 8,6% lag.
- Die Kundenzahl blieb mit 14,6 Mio. mehr oder weniger konstant (+0,1%).
- Der Gewinn pro Aktie lag bei 0,42 Euro - ein Einbruch um 68,9% nach 1,34 Euro im Vorjahreszeitraum.
- Bei den Mitarbeitern wurde per saldo abgebaut, was die Zahl betrifft: 55.933 waren es per Ende des 3. Quartals (und zwar "Vollzeitäquivalente"), nach 57.901 ein Jahr zuvor.
Ich habe genauer hingeschaut: Da Kundenzahl etc. konstant blieben, wieso dieser Einbruch beim Konzern-Periodenüberschuss und besonders beim Gewinn pro Aktie?
Diese Frage werde ich Ihnen morgen in der nächsten "Klartext"-Ausgabe beantworten.
Bis dahin!
Ihr
Michael Vaupel