13. Februar 2015. Eine deutlich bessere Stimmung verspricht einen lebhafteren Primärmarkt. Auch die hohen Aktienkurse und die erfolgreichen Börsengänge der vergangenen Monate helfen.
Die Börsengänge von Rocket Internet und Zalando scheinen der Stimmung am Primärmarkt einen kraftvollen Schub gegeben zu haben, wie die aktuelle Analyse zeigt. Insgesamt ist das Bild deutlich freundlicher. Zwar ist die Volatilität wieder leicht höher, allerdings ist auch das wahrgenommene Underpricing gestiegen und das IPO-Klima hat sich innerhalb aller vier befragten Gruppen klar verbessert. Auch die Aufwärtsbewegung des DAX hilft.
In der Summe steht der Deutsche Börse IPO-Indikator mit 34,18 Punkten deutlich über den 30,06 Punkten der vorherigen Erhebung vor einem halben Jahr.
Im betrachteten Zeitraum gab es insgesamt fünf IPOs: Fenghua SoleTech, TLG Immobilien, Zalando, Rocket Internet und Snowbird.
Christoph Kaserer, Professor an der Technischen Universität München, der die Erhebung der Deutschen Börse analysiert und um quantitative Daten erweitert, hofft, dass das positive Szenario für Börsengänge auch so bleibt. Je nach Weiterentwicklung der Krisen in der Ukraine und in Griechenland hält er ein Anziehen des IPO-Geschehens für gut möglich.
Für den Deutsche Börse IPO-Indikator, der sich intensiv mit den Rahmenbedingungen am Primärmarkt befasst, werden alle drei Monate die relevanten Akteure am Primärmarkt - Anleger, Unternehmer und Emissionsbanken - nach ihren Erwartungen gefragt und die Ergebnisse der Befragung mit quantitativen Größen - im einzelnen Aktienpreisen, Kurs/Gewinn-Verhältnisse, Volatilität und Zeichnungsgewinne ergänzt.
Steigende Preisausschläge am Aktienmarkt belasten auch den Primärmarkt
Das Ausmaß der Kursschwankungen am Sekundärmarkt beeinflusst das zyklische IPO-Geschehen wesentlich. Ein Rückgang der Preisvolatilität wirkt positiv auf den Primärmarkt. Der VDAX-New gibt die erwartete Schwankungsbreite des DAX für die nächsten 30 Tage an, abgeleitet von den Optionspreisen der DAX-Aktien.
Die Volatilität, d.h. die erwartete Schwankungsbreite der Aktienkurse im Handel, schwankt stärker als zuvor und ist in der Summe auch gestiegen. Gemessen am VDAX-New schossen die Kursausschläge, mit denen Anleger auf 30-Tagessicht rechneten, insbesondere im Oktober und Dezember auf etwa 29 und gut 25 Prozent.
Aufwärtsbewegungen in der Breite stützt Emissionstätigkeit
Die Preise am deutschen Aktienmarkt sind gemessen am DAX im betrachteten Zeitraum zwar zunächst gefallen, haben dann aber ab Ende November gut 10 Prozent zugelegt. Der Index konnte auch wieder die 10.000-Punkte-Marke überwinden und erreichte mehrere Allzeithochs.
Noch stärker sieht das in der zweiten Reihe aus, denn der marktbreitere CDAX mit allen Aktien im regulierten Markt hat sogar 16 Prozent zugelegt. Insgesamt sind Aktienpreise also auf vergleichsweise hohem Niveau.
Die hohen Kurswerte sollten eigentlich stimulierend auf Unternehmen wirken, da sie mit höheren Erlösen für ihre eigenen Aktien rechnen können.
Vier Börsengänge mit gemischten Gefühlen
Im betrachteten Zeitraum gingen fünf Unternehmen im Rahmen eines erstmaligen öffentlichen Angebots an die Börse: Fenghua SoleTech, TLG Immobilien, Zalando, Rocket Internet und Snowbird. Die Emissionen waren überwiegend erfolgreich. Die Emissionspreise lagen zwar meist im unteren Bereich der Zeichnungsspanne, die ersten Preise jedoch darüber. Außerdem notieren heute die Mehrheit der Börsenneulinge deutlich im Plus seit Emission.
Insgesamt ist das wahrgenommene Underpricing mit -0,65 Prozent deutlich gestiegen nach -4,04 Prozent vor einem halben Jahr.
Die Preissignale des Underpricing sind ein wichtiges Element in der Entwicklung der Primärmärkte. Insbesondere Zeichnungsgewinne, also die Differenz zwischen Emissionspreis und erstem Preis als Maßstab für Zeichnungsgewinne, spielen eine große Rolle, weil sie Kaufbereitschaft spiegeln und gleichzeitig eine sich selbst verstärkende Feedbackschleife bei Investoren auslösen.
Stimmung gut
Die Stimmung am Primärmarkt sendet das aussagekräftigste Signal dieser Erhebung. Das IPO-Klima ist mit 34,41 Punkten deutlich besser als vor einem halben Jahr mit einem Stand von 31,32 Punkten. Kaserer sieht eine deutliche und einhellige Stimmungsaufhellung aller vier befragten Gruppen.
Die Stimmung am Primärmarkt wird mit Hilfe einer Befragung von Entscheidungsträgern bei Banken, Emittenten und Investoren von der Deutschen Börse erhoben. Die Ergebnisse dieser Befragung werden in einem Indexwert, dem IPO-Klima zusammengefasst. Der historische Verlauf dieses IPO-Klimas ist in Abbildung 5 dargestellt. Wie man sehen kann, spiegelten die subjektiven Einschätzungen die tatsächliche Entwicklung am Primärmarkt gut wider. Die Befragung der Marktteilnehmer gibt eine Indikation, weshalb das Emissionsgeschehen nicht in Gang kommen will.
Fazit
Die Besserung der Stimmung und eine gestiegene Zahlungsbereitschaft sind für Kaserer zwei gute Signale, die in dieser Kombination seit Beginn der Erhebung noch nicht so aufgetreten sind. Allerdings würden Anleger klar selektieren, für welche neuen Aktien sie sich interessieren.
Kurzfristig sollte wegen des Bilanzierungsrhytmus noch nicht viel am Primärmarkt passieren. Kaserer rechnet aber mit einem lebhaften Frühjahr, sofern die geopolitischen Risiken nicht zuschlagen.
Die nächste Erhebung findet Mitte 2015 statt.
Analyse: Christoph Kaserer, TU München Text: Edda Vogt, Deutsche Börse AG
© 13. Februar 2014
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
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