Mainz (ots) - Nein, das Boot ist nicht "voll" im Sinne der Scharfmacher und derer, die aus dem Flüchtlingsthema ideologisches oder parteipolitisches Kapital schlagen wollen. Allerdings ist die aktuell vom Bundesamt für Migration genannte Zahl von 300 000 Menschen, die dieses Jahr vermutlich zu uns kommen, schon ein bedeutsames Signal: Alle müssen sich anstrengen und insbesondere die Nerven behalten. Die Flüchtlingsbewegung sei "eine Tragödie unserer Zeit", hat der niedersächsische Innenminister Boris Pistorius (SPD) erklärt. Wohl wahr. Das heißt für die Politik, dass weder zwischen Bund und Kommunen in Deutschland, noch im Verhältnis zwischen den EU-Staaten taktische Spielchen gespielt werden dürfen. Fest steht: In Deutschland werden die Kommunen mehr Unterstützung brauchen, tun aber gut daran, bei ihren Forderungen nicht zu überziehen. In Europa ducken sich mehrere Staaten weg und hoffen, dass der Kelch, helfen zu müssen, an ihnen vorbeigeht. Jedoch: Auch bei der Flüchtlingspolitik, wie eigentlich auf allen Feldern, kann Europa so nicht funktionieren. Das Gebot der Stunde heißt nach wie vor Solidarität. Die sollte in Deutschland unter anderem darin bestehen, kein allzu großes Geschrei zu machen, wenn Turnhallen - vorübergehend - als Notunterkünfte gebraucht werden. Dergleichen ist ohne jeden Zweifel misslich für Vereine und Schulen, aber da möge sich jeder fragen, ob nicht hie und da auf hohem Niveau zu arg gejammert wird. Bei alledem muss die Ursachenbekämpfung forciert werden: koordinierte Bemühungen, Krisen- und Kriegsgebiete zu befrieden, aus denen Menschen fliehen. Eine gigantische Aufgabe.
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