Von John Revill
ZÜRICH (Dow Jones)--Bei der geplanten feindlichen Übernahme des Schweizer Spezialchemieunternehmens Sika hat die französische Saint-Gobain SA einen juristischen Rückschlag erlitten. Ein Schweizer Gericht stärkte dem Sika-Verwaltungsrat bei der Beschneidung der Stimmrechte eines großen Sika-Anteilseigners den Rücken.
Das Kantonsgericht Zug bestätigte die Entscheidung des Sika-Verwaltungsrats, die Stimmrechte der Gründerfamilie Burkard auf 5 Prozent zu beschränken. Zuvor hatte die Familie mehr als die Hälfte der Stimmrechte gehalten. Sie kam in den Genuss einer Ausnahme von der Regel des Unternehmens, nach der die Stimmrechte aller Anteilseigner auf 5 Prozent begrenzt sind.
Die Familie Burkard, die ihren Anteil an dem Zulieferer für die Baustoffbranche für 2,75 Milliarden Franken an Saint-Gobain verkaufen will, hält rund 16 Prozent der Sika-Aktien. Saint-Gobain ist bereit, eine Prämie von rund 80 Prozent zu bezahlen, weil die Aktien über 52,9 Prozent der Stimmrechte verfügten. Der französische Baustoffkonzern bietet anderen Sika-Aktionären diese Konditionen aber nicht.
Die Entscheidung des Gerichts schafft nun eine neue Hürde für Saint-Gobain und die Familie, die den Verwaltungsrat und den Vorstand von Sika gegen sich haben. Im Januar beschränkte der Verwaltungsrat die Stimmrechte der Familie auf 5 Prozent mit der Begründung, dass die Familie Burkard mit Saint-Gobain eine Gruppe bilde und somit ihr Stimmrecht an der Generalversammlung nach den Weisungen von Saint-Gobain ausübe. Der Familie wurden bislang die Mehrheit der Stimmrechte zugestanden, weil sie sich dazu bekannt hatte, als Ankeraktionärin im besten Interesse aller Aktionäre zu handeln. Das sieht der Verwaltungsrat nun nicht mehr gegeben.
Sika begrüßte die nun gefällte Entscheidung des Gerichts in einer Pressemitteilung und kündigte an, diese im Detail zu analysieren. Die Burkard-Holding Schenker-Winkler AG teilte mit, dass die Entscheidung die Gültigkeit der Vereinbarung mit Saint-Gobain nicht beeinträchtige und sagte, dass sie rechtliche Schritte ergreifen könne. Ein Sprecher von Saint-Gobain sagte, dass man an dem Zeitplan der Sika-Übernahme festhalte. Die Transaktion soll in der zweiten Jahreshälfte 2015 abgeschlossen werden.
Kurz nach der Ankündigung legte die Sika-Aktie um 10 Prozent zu. Am Nachmittag handelt die Aktie 6,2 Prozent im Plus bei 3.764 Franken.
Das Sika-Management hat Annäherungsversuche von Saint-Gobain mit der Begründung zurückgewiesen, die Offerte behandle nicht alle Aktionäre fair.
Sika wehrt sich seit der Ankündigung der Übernahme im Dezember gegen einen Verkauf. Das Hauptversammlung der Sika AG findet am 14. April statt.
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March 23, 2015 10:34 ET (14:34 GMT)
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