Zürich (ots) -
- Hinweis: Hintergrundinformationen können kostenlos im pdf-Format
unter http://presseportal.ch/de/pm/100053245 heruntergeladen
werden -
Eine mit Unterstützung von BAK Basel durchgeführte Umfrage unter
den Swissmem-Mitgliedfirmen bestätigt die grosse Betroffenheit der
MEM-Industrie durch die erneute massive Überbewertung des Schweizer
Frankens. Besonders ins Gewicht fallen die Margenverluste: Fast ein
Drittel der befragten Firmen rechnen für 2015 mit einem operativen
Verlust. Entsprechend breit sind die Gegenmassnahmen der Firmen. Klar
im Vordergrund stehen Massnahmen zur Produkt- und Prozessoptimierung.
Hingegen werden Massnahmen, welche die Mitarbeitenden direkt
betreffen (z.B. Lohnsenkungen oder Arbeitszeiterhöhungen), derzeit
nur zurückhaltend umgesetzt. Die mittelfristigen Konsequenzen der
Frankenstärke für den Industriestandort Schweiz dürfen nicht
unterschätzt werden. Falls der Wechselkurs auf dem aktuellen Niveau
von 1.05 CHF/Euro verharrt, beabsichtigen 16 Prozent der antwortenden
MEM-Unternehmen Teile ihrer Wertschöpfungskette ins Ausland zu
verlagern.
Die Maschinen-, Elektro- und Metall-Industrie (MEM-Industrie)
erzielte 2014 einen Umsatz von 85 Milliarden Franken und
erwirtschaftete damit einen Anteil von neun Prozent am Schweizer BIP.
Die Branche beschäftigt mehr als 330'000 Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter in der Schweiz und ist damit ein wichtiger Pfeiler der
Schweizer Volkswirtschaft. Der Exportanteil der MEM-Industrie beträgt
78 Prozent. Davon werden rund 60 Prozent nach Europa ausgeführt. Die
Abhängigkeit der Branche vom Euro-Wechselkurs ist deshalb sehr hoch.
Margeneinbruch bei den Unternehmen
Nach der Aufhebung des Mindestkurses durch die SNB hat Swissmem
mit Unterstützung von BAK Basel zwischen Mitte Februar und Mitte März
2015 ihre Mitglied-firmen über die Auswirkungen der erneuten massiven
Überbewertung des Schweizer Frankens befragt. Die Resultate der
Umfrage bestätigen die hohe Betroffenheit der MEM-Industrie. Neun von
zehn Firmen (92%) haben mit negativen Auswirkungen zu kämpfen,
konkret mit Auftrags-, Umsatz- und Margenverlusten. Besonders ins
Gewicht fallen die Margenrückgänge. Erfahrungsgemäss erzielen
Industriefirmen im Durchschnitt eine EBIT-Marge von 4 bis 8 Prozent.
Als Folge des starken Frankens rechnen 63 Prozent der antwortenden
Firmen mit einem Margenrückgang von mindestens 4 Prozentpunkten. Das
bedeutet, dass viele dieser Firmen 2015 hohe Gewinneinbussen
verkraften müssen beziehungsweise Verluste schreiben werden.
Tatsächlich gehen 31 Prozent der Betriebe wegen der Frankenaufwertung
in diesem Jahr von einem operativen Verlust (auf Stufe EBIT) aus.
Diese Erwartungen gelten für KMU und grosse Unternehmen
gleichermassen, wobei KMU tendenziell etwas stärker negativ betroffen
sind als Grossbetriebe.
Produkt- und Prozessoptimierungen im Vordergrund
Um die negativen Auswirkungen der Frankenstärke zu dämpfen,
reagieren die Unternehmen der MEM-Industrie mit einer Vielzahl von
Massnahmen. Im Vordergrund stehen betriebliche Massnahmen wie
Effizienzsteigerungen (64% der Firmen), rigoroses
Produktkostenmanagement (57%) und Massnahmen zur Forcierung der
Innovation (48%). Es fällt zudem auf, dass über die Hälfte der
Unternehmen (51%) nach dem SNB-Entscheid gezwungen waren, die Preise
zu senken, um nicht aus dem Markt gedrängt zu werden. Das ist einer
der Gründe für die teilweise massiven Margenverluste. Ebenso
auffällig ist, dass Massnahmen, welche die Mitarbeitenden direkt
betreffen, zurzeit nur sehr zurückhaltend ergriffen werden. Der
Anteil der Unternehmen, welche Lohnsenkungen, Lohnzahlungen in Euro
oder die Erhöhung der Arbeitszeit umgesetzt haben, liegt zurzeit
durchwegs im einstelligen Prozentbereich. Das widerspricht der von
gewissen Gewerkschaften kolportierten Behauptung, dass die Massnahmen
gegen die Frankenstärke vor allem auf dem Rücken der Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter ausgetragen werden.
Konsequenzen für den Werkplatz Schweiz
Von besonderem Interesse sind die langfristigen Konsequenzen für
den Industriestandort Schweiz. Diese sind stark davon abhängig, wie
sich der Wechselkurs zum Euro entwickeln wird. Die Firmen der
MEM-Industrie gehen in ihrer Planung für das laufende Jahr von einem
durchschnittlichen Wechselkurs von 1.05 CHF/Euro aus. Falls sich dies
bestätigen sollte, würden gemäss Umfrageresultate ein Sechstel (16%)
der antwortenden Unternehmen mindestens Teile der Produktion ins
Ausland verlagern. Neun Prozent der Firmen würden die Forschung und
Entwicklung (F&E) sowie vier Prozent die Administration verlegen.
Rund die Hälfte jener Firmen (46%), die Produktionsverlagerungen
prüfen, wird diesen Entscheid bis Ende 2015 fällen. Ebenfalls bis
Ende 2015 entscheidet ein Viertel der Firmen, welche die Verlagerung
von F&E ins Auge fassen. Werden diese Verlagerungsentscheide
tatsächlich so gefällt, würden sie für den Werkplatz Schweiz
substanzielle Verluste an Arbeitsplätzen und Know-how nach sich
ziehen. Auch ein Kursniveau von durchschnittlich 1.10 CHF/Euro hätte
Konsequenzen für den Industriestandort Schweiz, jedoch in
abgeschwächter Form (Verlagerung von Teilen der Produktion: 7% der
Firmen / Verlagerung von F&E: 4% der Firmen / Verlagerung der
Administration: 1% der Firmen). Der Werkplatz Schweiz würde in diesem
Szenario wohl mit einem «blauen Auge» davonkommen.
Die Umfrageresultate zeigen im Weiteren, dass kleine Unternehmen
(bis 59 Mitarbeitende) durchwegs weniger Handlungsspielräume haben
als mittlere und grosse Unternehmen. Kleinen Firmen ist es aufgrund
ihrer Grösse und finanziellen Möglichkeiten oft nicht möglich, ihre
Produktion zu verlagern oder Auslandsinvestitionen zu tätigen.
Insgesamt belegen die Umfrageergebnisse, dass die Konsequenzen der
gegenwärtigen Frankenstärke nicht unterschätzt werden dürfen. Die
Unternehmen werden zwar alles tun, um den Aufwertungsschock des
Schweizer Frankens einmal mehr zu absorbieren. Vielen Unternehmen
wird dies in den nächsten ein bis zwei Jahren gelingen, so dass es
aus Sicht von Swissmem nicht zu einer Desindustrialisierung der
Schweiz kommen wird. Fakt ist jedoch auch, dass zahlreiche
Betriebsstandorte und deren Arbeitsplätze gefährdet sind. In welchem
Ausmass ist im Moment schwierig abzuschätzen.
Angesichts dieser Situation ist es zwingend notwendig, dass die
Politik rasch die Rahmenbedingungen für die Exportwirtschaft
verbessert, damit diese langfristig ab dem Werkplatz Schweiz
konkurrenzfähig bleiben kann. Es gibt zahlreiche offene politische
Dossiers, deren Ausgestaltungen wesentlichen Einfluss darauf haben
werden. Im Vordergrund stehen Dossiers wie die Umsetzung der
Masseneinwanderungs-Initiative, die damit in Verbindung stehende
Sicherung der Bilateralen Verträge, die Unternehmenssteuerreform III,
die Energiestrategie 2050, der Zugang zu wichtigen Märkten mittels
neuen Freihandelsabkommen sowie der Volksentscheid zur
Erbschaftssteuer-Initiative. Generell dürfen die Unternehmen nicht
mit neuen regulatorischen Einschränkungen, Steuern und Abgaben
belastet werden. Im Gegenteil muss die Politik zur Stützung der
Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe Deregulierungen und finanzielle
Entlastungen in die Wege leiten. Kurzfristig erwartet Swissmem, dass
der Bund Massnahmen zur Innovationsförderung prüft. Das KTI-Programm
von 2011 hatte durchaus eine positive Wirkung. Letztlich sind
Innovationen der grösste Hebel, um mittelfristig die Margen wieder
auf ein akzeptables Niveau zu heben.
Originaltext: Swissmem
Digitale Medienmappe: http://www.presseportal.ch/de/pm/100053245
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Kontakt:
Ivo Zimmermann, Leiter Kommunikation
Tel.: +41 44 384 48 50 / Mobile: +41 79 580 04 84
E-Mail: i.zimmermann@swissmem.ch
Philippe Cordonier, Responsable Suisse romande
Tel.: +41 21 613 35 85
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E-Mail: p.cordonier@swissmem.ch
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den Swissmem-Mitgliedfirmen bestätigt die grosse Betroffenheit der
MEM-Industrie durch die erneute massive Überbewertung des Schweizer
Frankens. Besonders ins Gewicht fallen die Margenverluste: Fast ein
Drittel der befragten Firmen rechnen für 2015 mit einem operativen
Verlust. Entsprechend breit sind die Gegenmassnahmen der Firmen. Klar
im Vordergrund stehen Massnahmen zur Produkt- und Prozessoptimierung.
Hingegen werden Massnahmen, welche die Mitarbeitenden direkt
betreffen (z.B. Lohnsenkungen oder Arbeitszeiterhöhungen), derzeit
nur zurückhaltend umgesetzt. Die mittelfristigen Konsequenzen der
Frankenstärke für den Industriestandort Schweiz dürfen nicht
unterschätzt werden. Falls der Wechselkurs auf dem aktuellen Niveau
von 1.05 CHF/Euro verharrt, beabsichtigen 16 Prozent der antwortenden
MEM-Unternehmen Teile ihrer Wertschöpfungskette ins Ausland zu
verlagern.
Die Maschinen-, Elektro- und Metall-Industrie (MEM-Industrie)
erzielte 2014 einen Umsatz von 85 Milliarden Franken und
erwirtschaftete damit einen Anteil von neun Prozent am Schweizer BIP.
Die Branche beschäftigt mehr als 330'000 Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter in der Schweiz und ist damit ein wichtiger Pfeiler der
Schweizer Volkswirtschaft. Der Exportanteil der MEM-Industrie beträgt
78 Prozent. Davon werden rund 60 Prozent nach Europa ausgeführt. Die
Abhängigkeit der Branche vom Euro-Wechselkurs ist deshalb sehr hoch.
Margeneinbruch bei den Unternehmen
Nach der Aufhebung des Mindestkurses durch die SNB hat Swissmem
mit Unterstützung von BAK Basel zwischen Mitte Februar und Mitte März
2015 ihre Mitglied-firmen über die Auswirkungen der erneuten massiven
Überbewertung des Schweizer Frankens befragt. Die Resultate der
Umfrage bestätigen die hohe Betroffenheit der MEM-Industrie. Neun von
zehn Firmen (92%) haben mit negativen Auswirkungen zu kämpfen,
konkret mit Auftrags-, Umsatz- und Margenverlusten. Besonders ins
Gewicht fallen die Margenrückgänge. Erfahrungsgemäss erzielen
Industriefirmen im Durchschnitt eine EBIT-Marge von 4 bis 8 Prozent.
Als Folge des starken Frankens rechnen 63 Prozent der antwortenden
Firmen mit einem Margenrückgang von mindestens 4 Prozentpunkten. Das
bedeutet, dass viele dieser Firmen 2015 hohe Gewinneinbussen
verkraften müssen beziehungsweise Verluste schreiben werden.
Tatsächlich gehen 31 Prozent der Betriebe wegen der Frankenaufwertung
in diesem Jahr von einem operativen Verlust (auf Stufe EBIT) aus.
Diese Erwartungen gelten für KMU und grosse Unternehmen
gleichermassen, wobei KMU tendenziell etwas stärker negativ betroffen
sind als Grossbetriebe.
Produkt- und Prozessoptimierungen im Vordergrund
Um die negativen Auswirkungen der Frankenstärke zu dämpfen,
reagieren die Unternehmen der MEM-Industrie mit einer Vielzahl von
Massnahmen. Im Vordergrund stehen betriebliche Massnahmen wie
Effizienzsteigerungen (64% der Firmen), rigoroses
Produktkostenmanagement (57%) und Massnahmen zur Forcierung der
Innovation (48%). Es fällt zudem auf, dass über die Hälfte der
Unternehmen (51%) nach dem SNB-Entscheid gezwungen waren, die Preise
zu senken, um nicht aus dem Markt gedrängt zu werden. Das ist einer
der Gründe für die teilweise massiven Margenverluste. Ebenso
auffällig ist, dass Massnahmen, welche die Mitarbeitenden direkt
betreffen, zurzeit nur sehr zurückhaltend ergriffen werden. Der
Anteil der Unternehmen, welche Lohnsenkungen, Lohnzahlungen in Euro
oder die Erhöhung der Arbeitszeit umgesetzt haben, liegt zurzeit
durchwegs im einstelligen Prozentbereich. Das widerspricht der von
gewissen Gewerkschaften kolportierten Behauptung, dass die Massnahmen
gegen die Frankenstärke vor allem auf dem Rücken der Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter ausgetragen werden.
Konsequenzen für den Werkplatz Schweiz
Von besonderem Interesse sind die langfristigen Konsequenzen für
den Industriestandort Schweiz. Diese sind stark davon abhängig, wie
sich der Wechselkurs zum Euro entwickeln wird. Die Firmen der
MEM-Industrie gehen in ihrer Planung für das laufende Jahr von einem
durchschnittlichen Wechselkurs von 1.05 CHF/Euro aus. Falls sich dies
bestätigen sollte, würden gemäss Umfrageresultate ein Sechstel (16%)
der antwortenden Unternehmen mindestens Teile der Produktion ins
Ausland verlagern. Neun Prozent der Firmen würden die Forschung und
Entwicklung (F&E) sowie vier Prozent die Administration verlegen.
Rund die Hälfte jener Firmen (46%), die Produktionsverlagerungen
prüfen, wird diesen Entscheid bis Ende 2015 fällen. Ebenfalls bis
Ende 2015 entscheidet ein Viertel der Firmen, welche die Verlagerung
von F&E ins Auge fassen. Werden diese Verlagerungsentscheide
tatsächlich so gefällt, würden sie für den Werkplatz Schweiz
substanzielle Verluste an Arbeitsplätzen und Know-how nach sich
ziehen. Auch ein Kursniveau von durchschnittlich 1.10 CHF/Euro hätte
Konsequenzen für den Industriestandort Schweiz, jedoch in
abgeschwächter Form (Verlagerung von Teilen der Produktion: 7% der
Firmen / Verlagerung von F&E: 4% der Firmen / Verlagerung der
Administration: 1% der Firmen). Der Werkplatz Schweiz würde in diesem
Szenario wohl mit einem «blauen Auge» davonkommen.
Die Umfrageresultate zeigen im Weiteren, dass kleine Unternehmen
(bis 59 Mitarbeitende) durchwegs weniger Handlungsspielräume haben
als mittlere und grosse Unternehmen. Kleinen Firmen ist es aufgrund
ihrer Grösse und finanziellen Möglichkeiten oft nicht möglich, ihre
Produktion zu verlagern oder Auslandsinvestitionen zu tätigen.
Insgesamt belegen die Umfrageergebnisse, dass die Konsequenzen der
gegenwärtigen Frankenstärke nicht unterschätzt werden dürfen. Die
Unternehmen werden zwar alles tun, um den Aufwertungsschock des
Schweizer Frankens einmal mehr zu absorbieren. Vielen Unternehmen
wird dies in den nächsten ein bis zwei Jahren gelingen, so dass es
aus Sicht von Swissmem nicht zu einer Desindustrialisierung der
Schweiz kommen wird. Fakt ist jedoch auch, dass zahlreiche
Betriebsstandorte und deren Arbeitsplätze gefährdet sind. In welchem
Ausmass ist im Moment schwierig abzuschätzen.
Angesichts dieser Situation ist es zwingend notwendig, dass die
Politik rasch die Rahmenbedingungen für die Exportwirtschaft
verbessert, damit diese langfristig ab dem Werkplatz Schweiz
konkurrenzfähig bleiben kann. Es gibt zahlreiche offene politische
Dossiers, deren Ausgestaltungen wesentlichen Einfluss darauf haben
werden. Im Vordergrund stehen Dossiers wie die Umsetzung der
Masseneinwanderungs-Initiative, die damit in Verbindung stehende
Sicherung der Bilateralen Verträge, die Unternehmenssteuerreform III,
die Energiestrategie 2050, der Zugang zu wichtigen Märkten mittels
neuen Freihandelsabkommen sowie der Volksentscheid zur
Erbschaftssteuer-Initiative. Generell dürfen die Unternehmen nicht
mit neuen regulatorischen Einschränkungen, Steuern und Abgaben
belastet werden. Im Gegenteil muss die Politik zur Stützung der
Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe Deregulierungen und finanzielle
Entlastungen in die Wege leiten. Kurzfristig erwartet Swissmem, dass
der Bund Massnahmen zur Innovationsförderung prüft. Das KTI-Programm
von 2011 hatte durchaus eine positive Wirkung. Letztlich sind
Innovationen der grösste Hebel, um mittelfristig die Margen wieder
auf ein akzeptables Niveau zu heben.
Originaltext: Swissmem
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