Von Manuel Priego Thimmel
FRANKFURT (Dow Jones)--Die Aufwärtsbewegung an den Börsen ist erst einmal ins Stocken geraten. Der DAX hängt an der Marke von 12.000 Punkten fest. Der Grund ist die erschlaffende Abwärtsbewegung des Euro. Seit den Jahrestiefs bei unter 1,05 Dollar hat der Euro eine Gegenbewegung eingeleitet und notiert nun um das Niveau von 1,08 Dollar. Auch wenn sich einige US-Notenbanker zuletzt taubenhafter geäußert haben, so bleibt doch die Aussicht auf höhere Leitzinsen in den USA. Die Dollar-Schwäche und damit auch die Schwäche am Aktienmarkt sollte sich daher als temporär erweisen.
Die in der Zwischenzeit hohe Korrelation zwischen nachgebendem Euro und steigenden Aktienmärkten macht durchaus Sinn. Denn die Auswirkungen des Wertpapierkaufprogramms (QE) der EZB auf die Realwirtschaft mögen gering sein. Umso größer sind diese aber auf den Euro/Dollar-Wechselkurs. Als die ersten Spekulationen zu QE aufkamen, notierte der Euro noch bei 1,40 Dollar. Diese Euro-Schwäche kommt vor allem Exportunternehmen zu Gute und gerade Deutschland ist in diesem Bereich sehr gut aufgestellt.
Die Euro-Schwäche macht sich auch zunehmend in den Unternehmenszahlen bemerkbar. Wie die Commerzbank anführt, haben 38 Prozent der Unternehmensergebnisse die Erwartungen übertroffen - und damit deutlich mehr als im vierten Quartal 2013 und im Durchschnitt der vergangenen neun Quartale. Dieser Rückenwind vom Devisenmarkt wird laut Analyst Markus Wallner in den kommenden Quartalen anhalten. Damit dürften die bislang bei den meisten Unternehmen noch eher verhaltenen Ausblicke im weiteren Verlauf des Geschäftsjahres zuversichtlicher ausfallen.
Diese Erwartung dürfte aber in den Kursen bereits weitestgehend eingepreist sein. Auslöser für weiter steigende DAX-Kurse sind also weiter fallende Euro-Notierungen. Und hier sind die Aussichten nicht schlecht. Für Morgan Stanley ist die jüngste Dollar-Schwäche nur ein vorübergehendes Phänomen. In diesem Sinne äußert sich auch die Commerzbank. Die jüngste Schwäche des Greenback sei keineswegs auf zuletzt schwächere Konjunkturdaten aus den USA zurückzuführen, sondern sei durch Äußerungen der US-Notenbank ausgelöst worden.
Dabei bleibe die sich weiterhin abzeichnende Zinswende der US-Notenbank ein klarer Pluspunkt für den Dollar, so Commerzbank-Analyst Lutz Karpowitz. Der Markt habe aber registriert, dass eine zu schnelle Aufwertung des Dollar die Fed tatsächlich zum Nachdenken bringt. Letztlich werde die wirtschaftliche Entwicklung darüber entscheiden, welche Aufwertung des Dollar die Fed akzeptieren werde. "Zeigt sich die US-Wirtschaft von dem starken Greenback unbeeindruckt, wird sich auch die Fed kaum an der Aufwertung stören", sagt Karpowitz.
Am kommenden Freitag wird der US-Arbeitsmarktbericht für März veröffentlicht. Die Daten haben - seitdem die Arbeitslosenquote unter 6 Prozent gefallen ist - schon lange nicht mehr die Brisanz wie in der Vergangenheit. Deswegen sind sie aber nicht unwichtig. Was die Währungshüter und Anleger nicht zuletzt interessiert, ist die Entwicklung der Stundenlöhne. Diese verharren weiter auf einen niedrigen Niveau. Sollten die Gehälter wieder stärker anziehen, sollte das den Dollar stützen und mithin auch den DAX.
Natürlich wird die Entwicklung des DAX in Zukunft nicht nur von den Ereignissen am Devisenmarkt abhängen. Das Euro/Dollar-Paar ist aktuell aber wohl der wichtigste Einzelfaktor bei der Kursfindung am Aktienmarkt. Die Krise in der Ukraine, das weitere Ringen Griechenlands mit seinen Gläubigern, die wirtschaftliche Entwicklung in der Eurozone sowie die schon bald beginnende Berichtssaison haben alle das Zeug, den Markt zu bewegen. Bis auf weiteres bleibt aber das Euro/Dollar-Paar das Hauptthema.
Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@dowjones.com
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