Der Medizinkonzern Fresenius
Auch Marvin Müller-Blom von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) fragte aber, ob die Neubesetzung im Aufsichtsrat nicht eine gute Gelegenheit gewesen sei, "diesem Gremium ein wenig weiblichen Charme einzuhauchen". Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) hatte die Frauenbeteiligung bei Fresenius zuletzt als "Armutszeugnis" für das Unternehmen bezeichnet. Bei dem Konzern besteht sowohl der Vorstand als auch der Aufsichtsrat ausschließlich aus Männern.
Seit diesem Monat ist die Beteiligung von Frauen in großen Konzernen gesetzlich geregelt. Das Gesetz schreibt für die Aufsichtsräte von 101 börsennotierten und voll mitbestimmungspflichtigen Unternehmen eine Frauenquote von 30 Prozent ab 2016 vor. Dazu gehört auch Fresenius. Einer Studie des Vereins Frauen in die Aufsichtsräte (Fidar) zufolge liegt der Frauenanteil in diesen Unternehmen derzeit bei 22,1 Prozent.
Fresenius-Aufsichtsratschef Gerd Krick verteidigte die Berufung von Diekmann. "Wir haben Herrn Diekmann nicht vorgeschlagen, weil er ein Mann ist", sagte Krick. Es sei außerdem schwierig, qualifiziertes Führungspersonal für ein technisches Unternehmen wie Fresenius zu finden. Im kommenden Jahr gebe es aber turnusmäßige Aufsichtsratswahlen. "Da wird dann sicher die Frage der Geschlechtervielfalt eine Rolle spielen." Die gesetzlichen Vorgaben wolle Fresenius ohnehin erfüllen. Diekmann war bei der Hauptversammlung als Nachfolger für den bei einem Autounfall gestorbenen Gerhard Rupprecht als stellvertretender Aufsichtsratschef gewählt worden.
Auch Fresenius-Personalchef Jürgen Götz sieht "keinen Nachholbedarf" in Sachen Gleichbehandlung. In der ersten Führungsebene unterhalb des Vorstands liege der Frauenanteil bei 33 Prozent, in der zweiten Ebene sogar bei 44 Prozent. Frauenvertreterin Matthiessen-Kreuder hatte zuvor kritisiert, dass bei einem Gesamtfrauenanteil im Unternehmen von mehr als zwei Dritteln "nur so wenige Frauen oben ankommen." Das lasse vermuten, dass Frauen "massenweise in niedrig qualifizierte Positionen gesteckt werden". Götz nannte als Grund für den hohen Frauenanteil insgesamt, dass bei der Fresenius-Kliniktochter Helios viele Frauen in Pflege- und Heilberufen arbeiteten./fri/jha/stb
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AXC0135 2015-05-20/13:14