
Von Christian Grimm
GARMISCH-PARTENKIRCHEN (Dow Jones)--EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker hat den Druck auf Griechenlands Premier Alexis Tsipras erhöht. Tsipras' Absage an die jüngsten Kompromissvorschläge im griechischen Parlament nahm Juncker persönlich. "Ich war etwas enttäuscht von der Rede von Tsipras", sagte der Luxemburger zum Auftakt des G7-Gipfels in Elmau. Tsipras sei weiter sein Freund, aber jede Freundschaft müsse minimale Regeln einhalten.
Der EU-Kommissionspräsident warnte die Athener Regierung, das Spiel nicht weiter in die Länge zu ziehen. "Es gib eine Deadline. Ich habe nicht gesagt wann, weil ich Griechenland nicht schaden will", betonte Juncker. Er beschwerte sich außerdem, dass die angekündigten Alternativvorschläge aus Athen noch nicht eingetroffen sind. Es brauche Zeit, um sie zu studieren.
Ein Euro-Aus für Griechenland will Juncker trotz der nervenraubenden Verhandlungen unbedingt vermeiden. "Ich schließe den Grexit aus. Ich wünsche ihn nicht, weil ich die Folgen nicht abschätzen kann", erklärte Juncker. Die Krise des Euro-Sorgenkindes könne nicht damit gelöst werden, ein "Kaninchen aus dem Hut zu zaubern", sagte der frühere Regierungschef Luxemburgs an Tsipras' Adresse. Das gehe nur mit wirtschaftlichen Reformen.
Die nächste Gelegenheit zu persönlichen Gesprächen bietet sich nächste Woche am Rande des EU-Lateinamerika-Gipfels. Griechische Medien melden, dass Tsipras am Mittwoch erneut mit Juncker, Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Staatschef Francois Hollande zusammenkommen könnte.
Der griechische Premier kämpft zu Hause mit Widerstand in den eigenen Reihen. Der orthodoxe Flügel seiner linken Syriza-Partei lehnt Einschnitte für Rentner und Geringverdiener ab. Auch eine höhere Mehrwertsteuer stößt auf Ablehnung.
Ende des Monats läuft das zweite Hilfspaket für Griechenland aus. Noch nicht ausgezahlt sind 7,2 Milliarden Euro, die das Euro-Sorgenland besser heute als morgen benötigt. Eine Lösung der Blockade muss etwa bis Mitte des Monats erreicht werden. Nur so bleibt genügend Zeit, damit die Parlamente in Griechenland und den Euro-Ländern einen Kompromiss in Gesetze gießen können.
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June 07, 2015 06:21 ET (10:21 GMT)
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