Seit dem umstrittenen Kompromiss zu den Griechenschulden wird heftigst über dessen Für und Wider diskutiert. Die einen finden, die deutsche Seite sei zu hart mit den Griechen umgesprungen, während die anderen meinen, man könne nicht hart genug sein und die Griechen hätten ohnehin erneut nur Versprechen abgegeben, die sie niemals einhielten. Welcher Seite man zuneigt, hängt in der Regel von der eigenen politischen Einstellung ab.
Für mich wird diese Diskussion nicht nur auf beiden Seiten zu voreingenommen geführt, sondern sie geht auch an der eigentlich spannenden Frage vorbei. Viel interessanter ist, wie sich das Griechendrama tatsächlich weiter entwickeln wird, als ständig darüber zu reden, was man selbst für gut oder schlecht hält. Letzteres spielt am Ende sowieso keine Rolle. "Entscheidend ist, was hinten rauskommt", wusste schon Altkanzler Kohl. Und das können wir als Kommentatoren ohnehin nicht beeinflussen.
Zugegeben: Es ist einfacher zu sagen, was man sich wünscht, als der Frage nachzugehen, was tatsächlich passieren wird. Denn dazu muss man die gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Strömungen in den beteiligten Ländern unvoreingenommen analysieren. Gerade dies reizt mich.
Deshalb prognostizierte ich schon vor 5 Jahren, dass der Euro auseinanderbrechen wird, weil er eine Fehlkonstruktion ist (http://www.n-tv.de/wirtschaft/kommentare/Kalinikta-Euro-article842867.html). Damals hielten mich viele für verrückt. Der ehemalige EZB-Chefvolkswirt Otmar Issing sagte zu dieser Zeit in einem n-tv-Interview sogar noch, der Austritt eines Landes aus dem Euro sei gar nicht möglich und "undenkbar". Mittlerweile sprechen selbst Schulkinder über den Grexit, und Wolfgang Schäuble wird nicht müde, genau diesen zu fordern.
Allerdings schrieb ich damals ebenfalls, dass es noch dauern wird, bis es soweit ist, weil sich die Politiker "mit Händen und Füßen dagegen wehren". Dies haben sie dann auch tatsächlich getan. Und selbst, wenn diese Front der "Euroretter um jeden Preis" in letzter Zeit langsam bröckelte, hielt ich die Zeit für einen Grexit in diesem Jahr noch nicht für reif. Die besagte Politikerfront erschien mir noch stark genug, um ihn ein weiteres Mal zu verhindern. Auch dies scheint sich nun zu bestätigen.
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