Bielefeld (ots) - Wie häufig sich die Lage in den vergangenen Monaten zugespitzt hat, lässt sich kaum noch nachvollziehen. Gewarnt haben bisher jedenfalls viele im Politikbetrieb vor der "Last" der Flüchtlingsaufnahme. Künstlich aufgewühlt urteilten zudem Kommentatoren über asylsuchende Menschen in Notunterkünften - anscheinend ohne jemals ein Flüchtlingsheim von innen gesehen zu haben. Rhetorisch handeln sie in allen Positionen mindestens fahrlässig. Da ist zum Beispiel die Rede von "Bootsmigranten" - eine Wortschöpfung, die verschleiert, dass es um Flüchtlinge geht, die um ihr Leben fürchten. Verharmlosend wirken angesichts der "besorgten Bürger" dagegen Ausdrücke wie "Islam-Kritiker". In ähnlichen Kontexten braucht es ebenfalls dringend Korrekturen: Wer etwa vor einem Flüchtlingsheim steht und dumpfe Parolen brüllt, ist kein "Asyl-Gegner", sondern schlichtweg ein Neonazi. Sagen was ist - das sollte sowohl Auftrag für Journalisten als auch Gebot für Politiker sein. Abgeordnete in NRW neigten zuletzt jedoch dazu, die Flüchtlingsfrage für taktisches Geplänkel zu nutzen. Aus der CDU-Fraktion kam dazu ein allzu leichtsinniger Mahnruf, als es hieß: "Wir müssen aufpassen, dass die bisher noch freundliche Stimmung nicht kippt." Wer ist "wir"? Und wohin soll die Stimmung "kippen"? Für welches mögliche Szenario äußert der Sender hier vorauseilend Verständnis? Im selben Ton warnt Ralf Jäger nun vor einer "Überforderung" der Städte und Gemeinden, der Länder und Hilfsorganisationen. Die Botschaft des Innenministers: Trotz brisanter Lage hat NRW alles im Griff. Gleichzeitig schürt Jäger Unbehagen, das zu Angst führen kann. Es wäre verantwortungsvoller, die Emotionen zu drosseln.
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