(In der um 12.32 Uhr gesendeten Meldung ist im letzten Absatz eine falsche Zahl wiedergegeben. Für das Jahr 2016 rechnet das Bundesarbeitsministerium mit Mehrkosten in der Bandbreite zwischen 1,8 und 3,3 Milliarden Euro (NICHT 1 Milliarde Euro). Bis ins Jahr 2019 werden diese Kosten auf 7 Milliarden Euro steigen (NICHT zusätzlich). Es folgt eine korrigierte Fassung.)
Flüchtlingsstrom wird Arbeitslosigkeit 2016 steigen lassen
Von Christian Grimm und Christine Popp
BERLIN/NÜRNBERG (Dow Jones)--Der Zustrom von Flüchtlingen wird in Deutschland die Arbeitslosigkeit erhöhen. Damit rechnet die Bundesagentur für Arbeit (BA) für das nächste Jahr, nachdem derzeit so viele Schutzsuchende nach Deutschland kommen wie seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs nicht mehr. "Für das nächste Jahr hat es mit Sicherheit Einfluss auf die Arbeitslosigkeit", sagte BA-Chef Frank-Jürgen Weise am Dienstag in Nürnberg.
Für 2015 bleibt der oberste Arbeitsvermittler der Republik aber dabei, dass die Arbeitslosigkeit im Jahresdurchschnitt leicht auf 2,8 Millionen zurückgehen wird. Im vergangenen Jahr waren es 2,9 Millionen.
Mitten in der größten Wirtschaftskrise seit den 30er Jahren hat Deutschland in den vergangenen Jahren ein Jobwunder hingelegt. Die Unternehmen beklagen mittlerweile den Mangel an Fachkräften in einzelnen Berufen und warnen vor der stark alternden Gesellschaft. "In vielen Bereichen unserer Wirtschaft werden zusätzliche Arbeitskräfte gebraucht", sagt auch Arbeitsministerin Andrea Nahles. Diese Situation müsse jetzt genutzt werden, um den rechtmäßig zu uns kommenden Flüchtlingen die Chance auf "ein neues und besseres Leben in Deutschland zu eröffnen", betonte die SPD-Politikerin am Dienstag.
Dennoch wird es nicht gelingen, alle Zuwanderer in einen Job zu bringen. Aktuell sind bei den Arbeitsämtern 600.000 freie Stellen gemeldet. Die Bundesregierung rechnet allein in diesem Jahr mit 800.000 Flüchtlingen, von denen die aus den Balkanstaaten Kommenden wieder nach Hause geschickt werden sollen. Sie machen etwa die Hälfte der Asylbewerber aus.
Doch selbst 400.000 Menschen in den Arbeitsmarkt zu integrieren, wird keine leichte Aufgabe, warnen die Arbeitgeber. "Die Beschäftigung von Flüchtlingen ist kein Selbstläufer, sondern auch für engagierte Unternehmen eine extrem schwierige Aufgabe", sagte Arbeitgeber-Präsident Ingo Kramer. Er forderte für Sprachkurse und bei der Feststellung der Qualifikation der Flüchtlinge deutlich mehr Geld auszugeben.
Eine Sonderauswertung der Arbeitsagentur für Juni zeigt, wie mühsam es ist, auch im Jobwunderland Deutschland für alle Flüchtlinge eine Stelle finden. Gegenüber dem Vorjahresmonat ist die Arbeitslosigkeit unter den Asylbewerbern um 18,4 Prozent gestiegen. Gleichzeitig kletterte die Zahl derer mit Job nur um 7 Prozent. Sprunghaft erhöht hat sich mit einem Plus von 21,4 Prozent auch die Zahl der Empfänger von Hartz-IV. Allein für 2016 rechnet die Arbeitsministerin deshalb mit Mehrkosten in der Bandbreite zwischen 1,8 und 3,3 Milliarden Euro, die für Sprachkurse, Hartz-IV und andere Sozialleistungen fällig werden. Diese Kosten werden auf rund sieben Milliarden Euro im Jahr 2019 anwachsen, so die Schätzung des Ministeriums.
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September 01, 2015 07:39 ET (11:39 GMT)
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