Bielefeld (ots) - »Ich bin gewiss, dass es uns gelingt, alte und  neue Gräben zu überwinden. Wir können den gewachsenen  Verfassungspatriotismus der einen mit der erlebten menschlichen  Solidarität der anderen Seite zu einem kräftigen Ganzen  zusammenfügen.« Überlegen Sie einmal, wer diese Sätze gesagt hat. Und vor allem wann und zu welchem Thema sie gesagt wurden. Zur aktuellen  Flüchtlingssituation? Falsch! Die Zitate stammen von  Richard von  Weizsäcker anlässlich seiner Rede beim Festakt der Deutschen Einheit  am 3. Oktober 1990. Der damalige Bundespräsident hat die richtigen  Worte gefunden. Sie waren vor 25 Jahren korrekt,  und sie sind   bezogen auf die Flüchtlingssituation auch heute richtig. Kluge Worte  hat auch der heutige Amtsinhaber  am Wochenende gesagt. Joachim Gauck verglich  die Einheit  mit den Herausforderungen der   Flüchtlingskrise.  Auch  damals habe   es kein historisches Vorbild  gegeben. Trotzdem haben  Millionen Menschen die Aufgabe angenommen  und bewältigt, sagte Gauck.  Der Bundespräsident hat  recht, dass  anders als damals nun zusammenwachsen soll, was bisher nicht  zusammengehörte. Auch vor 25 Jahren gab es viele Kritiker, darunter  Teile der SPD, die  lieber die Finger von der (schnellen)  Wiedervereinigung gelassen hätten. So wie heute wohl einige lieber  die Grenzen geschlossen statt offen sähen - zumindest in die eine  Richtung, damit die Flüchtlinge nicht in unser Land kommen... Aktuell sind Geduld und  Gelassenheit wichtig, weil weiterhin Fehler  passieren  werden und wir noch immer überfordert sind.  Schwarz-Weiß-Schemata und Vorverurteilungen sind falsch.  Wir  brauchen keine Pauschalurteile, sondern müssen die Gedanken ständig  neu ordnen. Die Herausforderung der Flüchtlingskrise ist  größer und  globaler, als es die friedliche Revolution der Deutschen war. Aber  auch  damals brauchten wir Hilfe. Ohne den Beitrag  von Polen, Ungarn und der Sowjetunion  wäre  Deutschland heute  nicht geeint. Und ohne  die vereinten Kräfte Europas   ist die Flüchtlingskrise nicht zu  lösen.  Vor 25 Jahren hat Richard von Weizsäcker in seiner Rede  Leitlinien aufgestellt. Ein Zitat daraus lautet: »Die deutsche  Wiedervereinigung ist Teil  eines gesamteuropäisch geschichtlichen  Prozesses, der die Freiheit der Völker und eine neue Friedensordnung  des Kontinents zum Ziel hat.« Ersetzen Sie einmal »deutsche  Wiedervereinigung« mit dem Wort »Flüchtlingskrise«, dann wird  deutlich, was damals wie heute richtig ist. Auch Joachim Gauck hat  grundlegende Worte gewählt. Sätze wie »Unsere Werte stehen nicht zur  Disposition!«  und »Toleranz für Intoleranz wird es bei uns nicht  geben.«  sind ebenso Richtlinien. Hoffentlich helfen sie uns in der  hitzigen Diskussion  weiter. Und hoffentlich bleiben sie nicht nur  leere Worte.
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