Die volkswirtschaftlichen Resultate des Anleiheaufkaufprogramms der EZB fallen bislang sehr enttäuschend aus: Ihr Primärziel einer stabilen Preisentwicklung - das bedeutet heutzutage Deflationsbekämpfung - hat sie klar verfehlt. Zwar tragen die gesunkenen Rohstoffpreise ihren gehörigen Anteil zu der zuletzt wieder negativen Inflationsrate von -0,1 Prozent in der Eurozone bei.
Doch muss die EZB vor einer nachhaltigen Deflationsvision auf der Hut sein. Damit riskierte sie, dass Unternehmen mit der wenig attraktiven Aussicht auf schwach bleibende bzw. noch niedrigere Verkaufspreise Investitionsentscheidungen zeitlich hinauszögern und Konsumenten bei Kauf vor allem langlebiger Güter zu lange auf den tiefsten Preis warten. Damit nimmt man jeder Volkswirtschaft Wachstumsambitionen. Tatsächlich ist die Eurozone auch perspektivisch - unter Berücksichtigung der Inflationserwartungen - nicht auf dem Weg hin zu normalen Preisverhältnissen.
Die Schwäche der Weltwirtschaft lässt sich nicht leugnen
Grundsätzlich zeigt die Kreditvergabe an Unternehmen und private Haushalte im Vorjahresvergleich relativ zwar eine klare Trendwende nach oben. Absolut betrachtet ist das nur leicht positive Kreditwachstum jedoch bestenfalls ein Basiseffekt auf die katastrophale Kreditsituation im letzten Jahr. Eine nachhaltige Wirtschaftserholung in der Eurozone ist damit definitiv nicht verbunden. D.h. dass die EZB auch bei ihrem zweiten Ziel, der konjunkturellen Stabilisierung, bis dato keinen positiven Vollzug vermelden kann. Die Banken horten nach wie vor viel zu viel Zentralbankgeld, anstatt es in Form von Krediten auszuleihen.
In dieses Bild passt die sich seit Sommer erneut eintrübende Stimmung im Verarbeitenden Gewerbe der Eurozone. Die auf Nachholeffekten wegen der Euro-Krise beruhende Konjunkturstabilisierung kann die weltkonjunkturellen Bremseffekte nicht wirklich kompensieren.
Euro-Aufwertung bremst Konjunkturerholung
Und auch bei ihrem inoffiziell dritten Ziel, der Schwächung des Euros zur Unterstützung der Exportwirtschaft, hat die EZB noch keinen klaren Erfolg erzielt. Daran ändert auch die zuletzt zu beobachtende Abwertung wenig. Handelsgewichtet gegenüber den wichtigsten Weltwährungen ist der Euro zuletzt sogar nahezu zur jahresanfänglichen Stärke zurückgekehrt. Trotz grundsätzlich lockerer Geldpolitik wirkt die Kapitalrepatriierung aus den wirtschaftlich angeschlagenen Schwellenländern nach Europa überkompensierend.
Realpolitik der EZB: Was nicht passt, wird passend gemacht!
Seine Unzufriedenheit über die mangelnde Zielerreichung hat Mario Draghi auf der letzten Sitzung der EZB deutlich artikuliert. Auf der Sitzung der EZB im Dezember wird sie insofern noch mehr unkonventionelle Geldpolitik wagen. Alibi dazu werden die abgeschwächten Projektionen der Notenbank in puncto Wachstum und Inflation für 2016 sein. Als Gegenmaßnahme brachte Draghi bereits eine erneute Senkung des Einlagenzinses von derzeit -0,2 Prozent ins Gespräch. Das Horten von Liquidität der Geschäftsbanken bei der EZB soll noch unattraktiver werden und so die Kreditinstitute animieren, das Zentralbankgeld vermehrt als Kredit auszuleihen.
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