"Langfristig verantwortungslos" - so oder so ähnlich konnten wir viele Kommentare in den beiden letzten Tagen bei uns im Mailverteiler von vielen Volkswirten zum aktuellen EZB-Entscheid lesen. "Draghi hat zu viel versprochen und weniger geliefert ", kommentierte beispielsweise Patrick O'Donnell, Investmentmanager bei Aberdeen Asset Management die Entscheidung der obersten Währungshüter. Und er schrieb zu Recht weiter: "…wieder hatte jeder erwartet, dass Draghi der weiße Ritter für Europa sein wird, doch das hat er nicht wirklich gezeigt. Die jetzigen Maßnahmen laufen eher darauf hinaus, kosmetische Korrekturen vorzunehmen. Doch wenn die EZB nicht mehr präventive Maßnahmen ergreift, ist es umso wichtiger, dass europäische Politiker die Reformen ihrer Wirtschaften vorantreiben. Unglücklicherweise haben nur sehr wenige europäische Führungspersönlichkeiten den Mut, für die Reformen zu kämpfen, die ihre Länder bräuchten." Gut auf den Punkt gebracht, wie wir finden. Und was macht der kleine Börsianer nun? Wir würden sagen: Das Pferd (den Markt) reiten, solange es noch geht. Und das Thema Jahresendrallye an den Börsen und im DAX? Wir bemühen uns, diesen Begriff in nächsten Wochen zu vermeiden. Versprochen…
Apropos Pferd. Als totes Pferd wurden zuletzt die Versorgerwerte RWE (WKN 703712) und E.ON (WKN ENAG99) angesehen. Zumindest bis beide Unternehmen ihre großen Umbaumaßnahmen bekannt gaben - vergangene Handelswoche nun auch RWE. Doch wie zuvor schon bei E.ON war die Begeisterung immer nur kurzzeitig zu spüren. Die angegekündigte Aufspaltung wurde zwar prinzipiell positiv gesehen. Aber Kurseffekte waren nur kurz zu sehen. Das dürfte wohl auch so bleiben - egal ob die Jahresendrallye noch kommt oder nicht.