Spätestens seit Mitte 2012 - u.a. rettete Mario Draghi die Finanzwelt mit seiner aphrodisierenden Geldpolitik - haben Zinspapiere und Aktien mit Unterbrechung einen guten Lauf. Das kann man von Rohstoffen nicht behaupten. In der Wertentwicklung sind sie Underdogs.
Das war einmal anders. Öl hatte seinen Rekordwert im Juli 2008 mit fast 150 US-Dollar pro Barrel erreicht. Von vermeintlich renommierten Rohstoffhäusern wurden damals weiter steigende Ölpreise von weit über 200 Dollar prognostiziert. Die Gründe lagen auf der Hand: Die BRIC-Staaten wuchsen mit viel Schmackes, China sogar mit fast 10 Prozent. Daher war man hinter Öl und Industriemetallen her wie der Teufel hinter der armen Seele. Ein Treiber für Rohstoffe war ebenso der schwache US-Dollar. Für einen Euro mussten Amerikaner fast 1,60 bezahlen. Eine schwache Weltleitwährung ist grundsätzlich gut für in Dollar notierte Rohstoffe, da sich beide u.a. aus Absicherungsgründen entgegengesetzt entwickeln. Das erinnerte an die Werbebotschaft von Fisherman's Friend: "Sind sie zu stark (Rohstoffe), bist Du (Dollar) zu schwach". Damals war die Rohstoffwelt noch in Ordnung.
An Chinas Wirtschafts-Wesen können die Rohstoffe nicht mehr genesen
Heute ist die "Neue Sachlichkeit" bei Rohstoffen angesagt. Schuld sind zunächst die Schwellenländer, die unter wirtschaftlicher Ladehemmung leiden. Der Übergang von Export und Investitionen hin zu Konsum ist eben nicht so problemlos möglich wie ein Zugwechsel am Kölner Hauptbahnhof auf dem Weg von Frankfurt nach Düsseldorf. Und was Rohstoffen damals mit einem schwachen Dollar noch zur Blüte verhalf, wirkt sich heute über eine starke Weltleitwährung als deren Vertrocknung aus.
Die von Energiepreis-Völlerei lange Zeit verwöhnten Ölländer mussten sich auf strikte Diät einstellen. Heute sind die Ölpreise so tief wie seit 2009 nicht mehr. Die Öleinnahmen der Opec-Staaten haben sich seit 2012 halbiert. Ausgeglichene Staatshaushalte allein auf Basis des Ölverkaufs sind zurzeit für alle Opec-Mitglieder eine unerreichbare Illusion. In einigen Opec-Ländern soll bereits die Population an Pleitegeiern zugenommen haben.
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