NEW YORK (Dow Jones)--Trotz guter Nachrichten vom heimischen Arbeitsmarkt hält sich die Begeisterung der Anleger an der Wall Street am Freitag in Grenzen. Die anfängliche Erholung von den Vortagesverlusten ist schon wieder verpufft, denn über den Finanzmärkten hängt wie eine dunkle Gewitterwolke die Frage, wie es mit China weitergehen wird. Die Konjunkturskepsis findet ihren Ausdruck nicht zuletzt in abermals sinkenden Ölpreisen. Gegen Mittag (Ortszeit New York) zeigt sich der Dow-Jones-Index kaum verändert bei 16.516 Punkten. S&P-500 und Nasdaq-Composite verlieren je 0,1 Prozent.
In den USA entstanden im vergangenen Monat mehr Arbeitsplätze als erwartet. Die Arbeitslosenquote verharrte bei 5,0 Prozent, während Volkswirte einen leichten Rückgang auf 4,9 Prozent erwartet hatten. Der durchschnittliche Stundenlohn sank geringfügig. Die Helaba spricht von "robusten" Zahlen. "Da die Stundenlöhne (...) nicht gestiegen sind und auch weiterhin kein Preisdruck auszumachen ist, dürfte sich die Erwartung eines graduellen Zinserhöhungspfades im Markt halten", heißt es.
Die guten US-Arbeitsmarktdaten führten Anlegern vor Augen, dass es um die heimische Wirtschaft gut bestellt sei, sagt Tony Roth, CIO von Wilmington Trust. Sie verschafften den Investoren eine Art Kontrastprogramm zur Weltuntergangsstimmung in China, meint er.
An der chinesischen Leitbörse in Schanghai war es in den vergangenen Tagen zu heftigen Verlusten gekommen, nachdem die chinesische Notenbank die Landeswährung Yuan niedriger gefixt hatte. Ein erst kürzlich eingerichteter Mechanismus zur automatischen Handelsunterbrechung an der Börse hatte nicht zum gewünschten Erfolg geführt. Am Donnerstag war der Handel in Schanghai nach einem neuerlichen Kursabsturz schon nach einer halben Stunde für den Rest des Tages abgebrochen worden. Daraufhin setzte der zuständige chinesische Regulierer den Mechanismus bis auf weiteres aus.
Am Freitag machten die Kurse in Schanghai zwar einen Teil ihrer jüngsten Verluste wett, doch reichte das nicht, um das Misstrauen der Anleger in der übrigen Welt auszuräumen. In Europa ging es mit den Kursen vielerorts nach unten, an einigen Börsen sogar recht deutlich.
Am Ölmarkt sind die US-Konjunkturdaten kein Thema, dort schaut man auf die schwächelnde Weltwirtschaft, die zuletzt enttäuschenden chinesischen Wirtschaftsdaten und den Dollar, der von steigenden US-Zinsen gestärkt wird. In Verbindung mit dem Überangebot lasten diese Faktoren auf dem Ölpreis und machen Erholungsansätze zunichte. US-Leichtöl der Sorte WTI verbilligt sich um 1,5 Prozent auf 32,78 Dollar je Barrel. Die europäische Referenzsorte Brent gibt um 2,5 Prozent auf 32,89 Dollar nach.
Die US-Währung erhielt von den US-Arbeitsmarktdaten nur vorübergehend Auftrieb. Kurz nach Veröffentlichung der Daten fiel der Euro auf 1,0802 Dollar zurück. Aktuell nähert er sich wieder der Marke von 1,09 Dollar, notiert damit aber immer noch unter dem Vortageshoch von 1,0941 Dollar. Devisen-Anleger flüchten auch in die als sicherer Hafen geltende japanische Währung. Der Greenback kostet nur noch rund 117,70 Yen und damit über einen Yen weniger als im Tageshoch.
Der trotz des aktuellen Rücksetzers relativ feste Dollar veranlasst Anleger auch zu Gewinnmitnahmen im Gold, dessen Preis in den vergangenen Tagen stetig gestiegen war. Die Feinunze verbilligt sich um etwa 4 Dollar auf 1.104 Dollar.
Staatsanleihen, in den vergangenen Tagen wie das Gold Nutznießer der Risikoaversion unter den Anlegern, sind mit den Verlusten an den Aktienmärkten abermals gefragt. Die Rendite zehnjähriger US-Anleihen sinkt um 2 Basispunkte auf 2,13 Prozent.
An der Börse zeitigt die am Dienstag kolportierte Produktionskürzung bei Apple abermals Folgen. Zwei Zulieferer des iPhone-Herstellers, die Chiphersteller Qorvo und Cirrus Logic, haben ihre Umsatzerwartungen zurückgeschraubt. Das scheint Annahmen zu untermauern, dass sich die neuen iPhone-Modelle nicht gut verkaufen. Die Analysten der RBC befürchten, dass auch andere Apple-Zulieferer Gewinnwarnungen ausgeben werden, namentlich Analog Devices, Jabil und Avago. Während Analog Devices und Avago positive Vorzeichen aufweisen, verlieren Jabil 2,4 Prozent. Qorvo fallen um 4 Prozent, Cirrus gewinnen dagegen 2,6 Prozent. Die Apple-Aktie erholt sich unterdessen von den Verlusten der vergangenen Tage und legt um 0,7 Prozent zu. Die Marke von 100 Dollar hat sie aber noch nicht zurückerobert.
Der Kurs des Aluminiumkonzerns Alcoa sinkt um 1,7 Prozent. Das Unternehmen, das als eine Art Konjunkturbarometer gilt und mit seinen Geschäftszahlen am Montag den inoffiziellen Startschuss zur US-Bilanzsaison gibt, schließt ein Werk in Indiana und baut Raffineriekapazitäten in Texas ab. Bed Bath & Beyond legen um 0,5 Prozent zu, obwohl die Einrichtungskette mit dem Quartalsumsatz die Erwartungen verfehlt hat. Das Ergebnis deckte sich allerdings mit dem Analystenkonsens. Ein Umsatzrückgang im Dezember lässt die Aktie von Gap um fast 12 Prozent einbrechen. FedEx profitieren mit einem Plus von 1,4 Prozent davon, dass die EU-Wettbewerbsbehörde dem Logistikkonzern die Übernahme des niederländischen Wettbewerbers TNT Express genehmigt hat.
INDEX zuletzt +/- % absolut DJIA 16.515,88 0,01 1,78 S&P-500 1.941,50 -0,08 -1,59 Nasdaq-Comp. 4.685,98 -0,07 -3,45 Nasdaq-100 4.311,61 0,14 5,88 DEVISEN zuletzt +/- % Fr, 8.12 Uhr Do, 17.31 Uhr EUR/USD 1,0898 0,32% 1,0863 1,0849 EUR/JPY 128,26 -0,31% 128,65 128,07 EUR/CHF 1,0855 0,00% 1,0855 1,0879 USD/JPY 117,69 -0,63% 118,44 118,03 GBP/USD 1,4514 -0,68% 1,4614 1,4568
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January 08, 2016 12:07 ET (17:07 GMT)
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