Von Florian Faust
NEW YORK (Dow Jones)--Die Ölpreise bleiben Schrittmacher der Wall Street. Da diese zum Teil deutlich nachgeben, zeigen sich Händler über die Verluste im frühen Geschäft wenig verwundert. Denn die Gewinne des Vortages waren zu großen Teilen der Ölpreisrally geschuldet. Der Dow-Jones-Index fällt um 0,9 Prozent auf 16.024 Punkte, S&P-500 und Nasdaq-Composite geben um 0,6 bzw. 1,1 Prozent nach. Aber neben den wieder sinkenden Ölpreisen bremst auch die anstehende Notenbankentscheidung das Käuferinteresse. Denn am Abend wird sich die Federal Reserve erstmals im neuen Jahr zur Geldpolitik äußern. Dazu gesellt sich noch ein mit Ernüchterung aufgenommener Geschäftsbericht des Technologiegiganten Apple.
Fed dürfte stillhalten
Zwar rechnen Teilnehmer aktuell nicht mit einer weiteren Leitzinserhöhung. Allerdings hat sich das Marktumfeld seit der ersten Zinserhöhung im Dezember dramatisch verändert. Die Ölpreise sind auf Zwölfjahrestiefs eingebrochen und haben die Aktienmärkte mit nach unten gerissen. Und über allem schwebt das Damoklesschwert eines konjunkturellen Abschwungs in China. "Fundamental dürften diese Faktoren die Perspektive weiterer Zinsanhebungen dämpfen", erläutert Analyst Lukman Otunuga von FXTM. "Aber mit der andauernden Diskussion, die Fed begehe einen Fehler, sollte sie bei erster Gelegenheit die Zinsen erhöhen, dürfte es sehr wahrscheinlich sein, dass das Sitzungsprotokoll einen ähnlich falkenhaften Zungenschlag offenbaren wird wie zuletzt im Dezember. Dies dürfte dem Versuch geschuldet sein, Glaubwürdigkeit wiederzugewinnen und weitere Verwerfungen vom Finanzmarkt fernzuhalten", so Otunuga.
Apple-Geschäftszahlen enttäuschen
Mit Enttäuschung wird der Quartalsbericht von Apple aufgenommen. Der Kurs gibt um knapp 5 Prozent nach. Im ersten Geschäftsquartal ist der Umsatz mit dem wichtigsten Ertragsbringer des Konzerns, dem iPhone, so langsam gewachsen wie seit seiner Einführung im Jahr 2007 nicht mehr. Für das laufende Quartal stellte Apple zudem einen deutlichen Umsatzrückgang in Aussicht, der noch dazu unter Markterwartungen liegt. Allerdings teilen nicht alle Analysten die Enttäuschung. So zeigt sich Morgan Stanley positiver gestimmt. Die Unternehmensprognose sei besser ausgefallen als befürchtet, heißt es. Die Analysten stufen die Aktie mit "Übergewichten" ein, senken aber das Kursziel auf 135 (143) US-Dollar. Damit prognostizieren die Experten aber ein Kurspotenzial von rund 40 Prozent.
Alle Augen auf den Lagerbestandsdaten bei Rohöl
Wichtigster Taktgeber für die Finanzmärkte bleibt der Ölpreis. US-Leichtöl der Sorte WTI verbilligt sich um 1,8 Prozent auf 30,89 US-Dollar, europäisches Referenzöl der Sorte Brent um 0,3 Prozent auf 31,72 Dollar je Fass. Im Verlauf des Handels wird die US-Regierung die wöchentlichen Lagerdaten veröffentlichen. Anlegern schwant nichts Gutes, denn der Branchenverband American Petroleum Institute (API) hat bei seiner internen Erhebung stark gestiegene Erdölvorräte gemeldet. "Sollten sich die API-Daten auch nur vage bestätigen, dürften die Lagerbestände neue Allzeithochs in der vergangenen Woche erreicht haben (...)", warnt ein Ölanalyst vor einem erneuten Einbruch der Ölpreise. Es werde immer deutlicher, wie widerstandsfähig sich die US-Schieferölproduktion trotz der Preisverfalls zeige.
Am Devisenmarkt setzen Anleger auf eine taubenhaft gestimmte US-Notenbank. Der Euro steigt auf 1,0888 Dollar nach Wechselkursen um 1,0870 am Vorabend und kommt damit von Tageshochs schon wieder zurück. Von der Dollar-Schwäche und der Aussicht auf eine weniger falkenhafte Federal Reserve profitiert der Goldpreis nicht. Nach dem Dreimonatshoch am Vortag werde die Luft dünner, heißt es. Die Feinunze kostet mit 1.117 Dollar rund 0,3 Prozent weniger als am Vortag. Am US-Rentenmarkt glauben Anleger nicht auf Hinweise zur Verschiebung weiterer Leitzinserhöhungen durch die Fed, denn die Notierungen geben nach. Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen steigt um 3 Basispunkte auf 2,03 Prozent.
Unternehmensberichte wenig überzeugend
Unter den Einzelaktien verlieren AT&T 0,3 Prozent. Der Telekomkonzern hat zwar im Schlussquartal eine Punktlandung hingelegt, will aber Schulden abbauen und weder bedeutende Übernahmen noch Aktienrückkäufe vornehmen. US Steel brechen nach Vorlage von Quartalszahlen und einem skeptischen Ausblick um 13,6 Prozent ein. Belastungen aus der Produktionsanpassung beim Jumbo 747-8 haben den Gewinn von Boeing im vierten Quartal geschmälert. Auch operativ verdiente der Flugzeughersteller weniger als im Vorjahr. Die Aktie stürzt um 9,8 Prozent ab. United Technologies steigen um 0,7 Prozent. Der Konzern hat im vierten Quartal zwar weniger als erwartet erlöst, aber deutlich mehr verdient.
Nach Viertquartalszahlen klar über den Markterwartungen ziehen Biogen um 5,0 Prozent an. Der Kurs von VMWare sinkt um 8,2 Prozent. Das Softwareunternehmen hat zwar im vierten Quartal überraschend gut verdient, plant aber den Abbau von 800 Arbeitsplätzen, was im ersten Halbjahr 2016 mit Sonderbelastungen einhergehen wird.
=== DEVISEN zuletzt +/- % Mi, 8.32 Uhr Di, 17.32 Uhr EUR/USD 1,0884 0,07% 1,0877 1,0855 EUR/JPY 128,93 0,26% 128,60 128,55 EUR/CHF 1,1063 0,15% 1,1046 1,1039 GBP/EUR 1,3108 -0,55% 1,3181 1,3214 USD/JPY 118,48 0,23% 118,21 118,44 GBP/USD 1,4271 -0,48% 1,4340 1,4341 ROHÖL zuletzt Vortag +/- % +/- USD WTI/Nymex 30,86 31,45 -1,88 -0,59 Brent/ICE 31,69 31,80 -0,35 -0,11 METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD Gold (Spot) 1.116,12 1.120,00 -0,3% -3,88 Silber (Spot) 14,40 14,51 -0,7% -0,11 Platin (Spot) 875,76 875,50 +0,0% +0,26 Kupfer-Future 2,05 2,04 +0,8% +0,02 ===
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January 27, 2016 10:15 ET (15:15 GMT)
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